Das Bündnis zwischen Linken, Postkolonialen und Islamisten

Eine unheilige Allianz

Seit Israel nach den Massakern an Zivilisten vom 7. Oktober militärisch gegen die Hamas vorgeht, protestiert die globale Linke gegen den jüdischen Staat. Dabei finden sich vermeintlich progressiv Gesinnte häufig an der Seite von Islamisten wieder. Es drängt sich mehr denn je die Frage auf, wo diese Allianz ihren Ursprung hat und wieso sie sich so hartnäckig hält.
Disko Von

International machen Linke und Antirassisten die »German guilt« (deutsche Schuld) für eine vermeintliche Unterdrückung der palästinensischen Perspektive in Deutschland verantwortlich. Doch auch außerhalb Deutschlands gibt es Linke, die für das Existenzrecht Israels einstehen und einen Schulterschluss mit Islamisten und Antisemiten ablehnen. Vor zwei Wochen erschien die Übersetzung eines auf der linksradikalen französischen Website »Ni patrie ni frontières« publizierten Texts, in dem Yves Coleman kritisierte, dass der Linken die Begriffe fehlen, um den politischen Islam zu analysieren (»Jungle World« 49/2023). Bereits zuvor hatte Ernst Lohoff die Kriegsführung der Hamas als ein Element eines beginnenden Weltbürgerkriegs gedeutet (»Jungle World« 47/2023).

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Mehr denn je haben sich Linke, der politische Islam und postkoloniale Intellektuelle zu einer unheiligen Allianz zusammengeschlossen. In Ermangelung eines Verständnisses für die Geschichte des islamischen Expansionismus, des arabischen Kolonialismus und des islamischen Antisemitismus betrachten Teile der westlichen Linken jede Gegenbewegung zum Westen als Kampf gegen den US-Imperialismus. So werden die Islamische Republik Iran und islamistische Bewegungen wie die Hamas oder die Hizbollah zum Teil eines antiimperialistischen Blocks.

Diese Tendenzen ließen sich bereits im Zusammenhang mit dem Aufstieg des »Islamischen Staats« (IS) beobachten. Als dessen Terroristen die kurdische Stadt Kobanê angriffen, bekämpften kurdische Milizen den IS in Zusammenarbeit mit US-Streitkräften. Einige Linke in Deutschland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten forderten, dass die USA ihre Bombardements einstellen.

Welche Absicht steckte dahinter? Die USA führten Luftangriffe durch, um den kurdischen Bodentruppen den Sieg über den islamischen Terrorismus zu ermöglichen. Die Stellungen des IS nicht zu bombardieren, hätte zur Folge gehabt, dass der IS kurdische Gebiete erobert hätte, um Frauen und Kinder zu versklaven oder zu töten. Am Ende wäre, wie im Fall der Yeziden, ein Völkermord zu befürchten gewesen.

Hamid Dabashi vergleicht die Kurden mit den Juden und betrachtet die Gründung eines unabhängigen Kurdistans als das »zweite siedlerkoloniale Israel«.

Die Fixierung weiter Teile der Linken auf die USA bei gleichzeitiger Indifferenz gegenüber russischem, ­chinesischem, iranischem oder türkischem Imperialismus hat zu schwerwiegenden politischen Fehleinschätzungen geführt. Dazu gehört auch die Vorstellung, jede Form von westlichem Denken, westlicher Kunst oder Literatur sei Teil eines kolonialen Projekts. Die Werke fortschrittlicher Philosophen wie Rousseau, Hegel, Marx, Sartre und sogar Frantz Fanon werden mittlerweile als Beitrag zur Reproduktion der europäischen Hegemonie von Weißen betrachtet und somit verworfen.

Dies könnte dazu beigetragen haben, eine Vielzahl konservativer, rückwärtsgewandter und fanatischer Ideologien zu fördern, angefangen bei islamistischen Bewegungen bis hin zu diktatorischen Machthabern, die sich gegen den Westen richten, insbesondere im Fall des Iran. Aufgrund dieser Perspektive sind große Teile der Linken nicht in der Lage, die Natur dieser islamischen und konservativen Kräfte zu verstehen, und beharren auf dem unhaltbaren Grundsatz, der Feind des Feindes sei ein Freund. Statt progressive, säkulare, liberale und linke Bewegungen im Nahen Osten zu unterstützen, wendet sich die Linke dem politischen Islam zu.

Islamfaschismus und islamischer Antijudaismus

Vor fast sechs Jahren kam ich aus Autonomieregion Kurdistan im Irak als politischer Flüchtling nach Deutschland. Ich kam mit der Erwartung, in Berlin in einer Stadt voller linker und liberaler Menschen zu leben und meine politischen und philosophischen Überzeugungen in einer freien Umgebung ausdrücken zu können. Nach fast drei Jahren kam ich zu dem Schluss, dass die hiesige Linke nicht die ist, von der ich geträumt hatte.

Wollte ich offen meine Ansichten über faschistische Elemente im Islam und den Antisemitismus darlegen, so wurde ich nicht nur von vielen nicht angehört, sondern auch hingestellt als jemand, der entweder nicht zur Linken gehört (nicht selten war die Implikation gar, dass ich als rechtsextrem betrachtet wurde) oder wenig vom Islam versteht. Offensichtlich war es inopportun, über den Islamfaschismus zu diskutieren. Es ist aber höchste Zeit, offen und unmissverständlich über dieses Thema zu sprechen.

Die Anziehungskraft des Faschismus auf den islamischen Radikalismus ist keine neue Erscheinung. Bereits 1935 schrieb Hassan al-Banna, der ägyptische Gründer der Muslimbruderschaft, anerkennend über die Politik Mussolinis.

Und auch umgekehrt lässt sich eine Verbindung von politischem Islam und Faschismus weit zurückverfolgen. Ein berühmtes Beispiel ist der bedeutende faschistische Denker und Begründer des »Urfaschismus«, Julius Evola. Seine zahlreichen Arbeiten zu den Themen Tradition und Moderne gelten Neofaschisten verschiedenster Strömungen bis heute als Bezugspunkt, Evola war aber auch vom Islam fasziniert. Er lobte dessen traditionelle Moral und die klar festgelegten sozialen Rollen bereits in den Dreißigern.

Nach dem arabisch-israelischen Krieg von 1967 sah er einem Wiederaufleben des Islam zuversichtlich entgegen: »Die Araber sind zweifellos ein bedeutendes Volk. Derzeit sind sie in einem desolaten Zustand. Der arabische Sozialismus passt nicht zu ihnen. Der weltweite Vormarsch des Islam ist noch nicht gestoppt. Wenn die Zeit gekommen ist – und ich bin sicher, dass es bald so weit sein wird – können sie das Kalifat wiederherstellen.« In der Islamischen Republik Iran betrachten Intellektuelle Evola als einen bedeutenden Philosophen. Auch der Hizbollah-Terrorist Fouad Ali Saleh, der für eine Anschlagsserie in Frankreich Mitte der Achtziger verantwortlich war, zitierte in seinem Gerichtsprozess Passagen aus Evolas Werk »Revolte gegen die moderne Welt«.

In der jüngeren Vergangenheit haben Wissenschaftler und Autoren vermehrt faschistische Elemente im Islam thematisiert oder den politischen Islam als eine moderne Form des Faschismus analysiert. Manfred Halpern war einer der Ersten, die den politisierten Islam als faschistische Bewegung bezeichneten; in seiner wegweisenden Studie »The Politics of Social Change in the Middle East and North Africa« von 1963 sprach er vom »neoislamischen Totalitarismus«. Der französische Marxist Maxime Rodinson beschrieb islamische Bewegungen wie die Muslimbruderschaft als »eine Art archaischen Faschismus«, deren Ziel die Errichtung eines »totalitären Staates« sei, in dem die »politische Polizei« die moralische und soziale Ordnung brutal durchsetzt.

2014 zeichnete der ägyptisch-deutsche Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad in seinem Buch »Der islamische Faschismus« die ideologischen Wurzeln der Muslimbruderschaft in der faschistischen Ideologie nach. Er weist darauf hin, dass einige arabisch-islamische Extremisten den Koran verwenden, um Nichtaraber zu erniedrigen und auf sie herabzublicken, indem sie behaupten, es beweise den Vorrang der Araber, dass die letzte Offenbarung Gottes in ihrer Sprache erfolgte.

Vor diesem Hintergrund sollten unbedingt auch gegenwärtige Phänomene wie der IS als faschistisch eingestuft werden. Auch bei den angeblich propalästinensischen Demonstrationen der vergangenen Monate in Essen und in Hamburg waren Flaggen von Taliban- und IS-Terroristen zu sehen. Insbesondere säkulare, liberale und linke Migranten warnen die deutsche Gesellschaft schon lange vor den Gefahren eines Aufstiegs des Islamismus und wurden ignoriert. Wenn ich meine deutschen linken Freunde auf diese Problematik hinwies, wurde ich schnell als islamophob abgestempelt und in einigen Fällen als rassistisch gegenüber Muslimen gebrandmarkt.

Hasan ­al-Banna, Gründer der Muslimbruderschaft und glühender Bewunderer des Großmuftis von Jerusalem

»Deutschland und ­Hitler sind nicht mehr, aber Amin al-Husseini wird den Kampf fortsetzen«, so Hasan ­al-Banna, Gründer der Muslimbruderschaft und glühender Bewunderer des Großmuftis von Jerusalem

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Große Teile der Linken leugnen oder relativieren den islamischen Faschismus und den Antisemitismus im Islam. Sie betrachten Antisemitismus als ein ausschließlich europäisches Pro­blem. Die Tatsache, dass islamische Kräfte in unterschiedlicher Weise mit Hitler verbündet waren, wird übergangen oder verleugnet.

Die Berichte über antisemitische Parolen auf »propalästinensischen« Demonstrationen in Europa können aus zwei Gründen nicht überraschen: zum einen aufgrund der seit 1.400 Jahren tradierten Stigmatisierung von Juden im Koran und zum anderen wegen des Einflusses moderner Ideologien auf islamische Denker und die islamische Welt.

Im Koran steht, dass Juden aufgrund ihrer Abkehr von den Offenbarungen Allahs bestraft wurden, unter anderem weil sie Wucher getrieben hätten. Ähnlich wie im Christentum werden die Juden zudem des Prophetenmords beschuldigt. Die Kopfsteuer (jizya), de facto ein Schutzgeld, mussten sie zur Zeit des Propheten Mohammed in einem erniedrigenden Ritual entrichten. Als bedeutendster antijüdischer Islamist gilt gemeinhin der Ägypter Sayyid Qutb (1906–1966), der in den fünfziger Jahren einen einflussreichen Aufsatz mit dem Titel »Unser Kampf gegen die Juden« verfasste. Qutb gilt als eine Art Chefideologe der Muslimbruderschaft, vor allem sunnitisch-jihadistische Bewegungen berufen sich auf ihn. Aus religiöser Tradition und westlichen Verschwörungstheorien destillierte er einen spezifisch islamischen Antisemitismus.

Qutb schrieb, dass die Juden dem Islam seit seiner Gründung in Medina durch Mohammed feindlich gesinnt seien. Weiter behauptete er, dass der Islam in einem »Krieg von 14 Jahrhunderten« kontinuierlich »Prüfungen« erlitten habe und nun Opfer von »Drangsalen« und »Machenschaften« der Juden sei. Qutb machte sie für die Ermordung des dritten Kalifen im Jahr 656 und die daraus resultierende Spaltung des Islam verantwortlich. Ebenso erklärte er die britische Besetzung Ägyptens ab 1882 und den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches im Jahr 1918 mit jüdischer Einflussnahme. Darüber hinaus betrachtete Qutb die Juden als die Schöpfer der Moderne, die er mit Marx, Freud und anderen »Juden« gleichsetzte, die den Islam zerstören würden.

Ähnlicher Bart, ähnlicher Buchtitel. Der Ägypter Sayyid Qutb schrieb 1950 das ­einflussreiche Werk »­Unser Kampf mit den Juden«

Ähnlicher Bart, ähnlicher Buchtitel. Der Ägypter Sayyid Qutb schrieb 1950 das ­einflussreiche Werk »­Unser Kampf mit den Juden«

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Die Juden, so Qutb, rekrutieren ­»Lakaien«, also westlich erzogene und verwestlichte Muslime oder »jüdisch geprägte Muslime«, um den Islam und den Kampfgeist der Muslime zu untergraben. Daher forderte er die Muslime dazu auf, sich stets an die Lehre des Korans zu erinnern, dass »die schlimmsten Feinde der Muslime die Juden sind« und dass »Gott sie verflucht hat«. Im Laufe der Jahrhunderte habe Gott »seine Diener« gesandt, um die Juden zu bestrafen, und so habe er »Hitler dazu gebracht, über sie zu herrschen«. Qutb glaubte, dass ihr Plan, einen »kreuzritterlich-zionistischen Krieg« zu beginnen, dazu führen werde, dass Allah sie erneut bestrafen werde, indem er Israel vernichtet.

Der Rekurs auf Mohammeds Tiraden gegen die Juden von Medina und auf Verse im Koran, so Ronald Nettler, der Herausgeber und Übersetzer von Qutbs Essay, verleiht diesen negativen Ansichten im Nahen Osten und darüber hinaus eine »islamische Überzeugung«, da sie auf Geschichte und Tradition zu basieren scheinen. Aus Qutbs Perspektive wurde die gesellschaftliche Führungsschicht in der islamischen Welt durch jüdisches und westliches Gedankengut verdorben. Juden hätten demnach auch direkt Herrscher und Regime in der islamischen Welt eta­bliert, um die Verschwörung gegen die Gemeinschaft der Gläubigen voranzutreiben.

Solidarisch oder antisemitisch?

Als ich mich der politischen Linken in Deutschland anschloss, wurde mir nach einer Weile klar, dass die Linke, trotz ihrer Beteuerungen der Solidarität mit Unterdrückten, in ihrer Unterstützung selektiv ist. Als Kurde habe ich das früh sehr persönlich erfahren. Oft wurde nahegelegt, man könne die Kurden nur unter der Bedingung unterstützen, dass sie keine Bündnisse mit den USA der EU oder Israel eingingen. Wenn es jedoch um Palästina ging, argumentierten Linke für eine bedingungslose Unterstützung der palästinensischen Bewegung, einschließlich der Hamas und aller islamistischen Gruppen.
Warum unterstützt die europäische Linke bedingungslos die palästinensische islamistische Bewegung, viel weniger aber die Kurden, obwohl die kurdische Bewegung säkular, linksorientiert, liberal, feministisch und sozialdemokratisch ist und den geringsten Einfluss des Islamismus aufweist? Es dauerte eine Weile, bis ich die Antwort verstand: Ihre Selektivität und der Antisemitismus hängen untrennbar zusammen.

Die antiwestliche Rhetorik vertreten auch einige Linke aus dem Nahen Osten. Diese vermeintlich linke Haltung wird im Kontext des Nahen Ostens dort besonders deutlich, wo Schriftsteller und Wissenschaftler wie Edward Said, Tariq Ali und der aus dem Iran stammende Hamid Dabashi sich auf die Seite der Palästinenser im Kampf gegen die USA und Israel gestellt haben, jedoch nur selten auf die politischen Anliegen der großen kurdischen Bevölkerung im Nahen Osten eingegangen sind, die immer wieder ethnische Diskriminierung, Sprachunterdrückung und kulturelle Zwangsassimilation erlebt.

Dabashi beispielsweise vergleicht die Kurden mit den Juden und betrachtet die Gründung eines unabhängigen Kurdistans als ein »zweites siedlerkoloniales Israel«. Er argumentiert, dass »die Schaffung eines unabhängigen Kurdistans für alle Völker der Region, einschließlich der Kurden selbst, katastrophal wäre« und dieser Prozess eine »Israelisierung der arabischen und muslimischen Welt« durch Kurdistan bedeuten würde. Antisemitis­mus und Chauvinismus finden sich also nicht nur in der politischen Rechten, sondern in Teilen der politischen Linken.

Die Haltung der iranischen, türkischen und arabischen Linken zu den Kurden ist dabei sicherlich von Nationalismus und den jeweiligen imperialen Vorstellungen geprägt. Sowohl die iranische als auch die türkisch nationalistische Linke wurden von der europäischen Linken beeinflusst. Paradoxerweise sieht Dabashi, der die Gründung eines unabhängigen Kurdistans als eine Katastrophe für den Nahen Osten betrachtet, die Gründung eines palästinensischen Staats und die Auflösung Israels als den Weg zum Frieden. Eine grundlegenden Erkenntnis folgt daraus: Der Antisemitismus, der einst in Europa von der politischen Rechten vertreten wurde, findet nun in Teilen der politischen Linken eine Heimat.

Die Juden, so der islamistische Theoretiker Sayyid Qutb, rekrutieren verwestlichte Muslime oder »jüdisch geprägte Muslime«, um den Islam und den Kampfgeist der Muslime zu untergraben.

Seit den sechziger Jahren wurden Antizionismus und Antisemitismus in ein breiteres ideologisches Gefüge eingebettet, das Antikolonialismus, Antikapitalismus und ein starkes Misstrauen gegen die US-Politik umfasste. In den Augen vieler Menschen in Entwicklungsländern wurden Juden zu einem Symbol des Westens und damit zu einem Ziel von Hass. Die Position zur »Judenfrage«, obwohl an sich nicht von herausragender Bedeutung, wurde zu einem Indikator für die Zugehörigkeit zu einer größeren politischen Bewegung, für politische Überzeugungen und für allgemeine kulturelle Entscheidungen.
Früher wurden Juden von europäischen Antisemiten für die Entstehung des Kapitalismus und die Zerstörung der angeblich organischen Gesellschaften des Feudalzeitalters verantwortlich gemacht. Später beschuldigten antisemitische Europäer die Juden, als Antikapitalisten zu agieren und die bürgerliche Zivilisation zu untergraben. Mal wurden sie für Kriege verantwortlich gemacht, dann wiederum für den Frieden, da sie als »Geldmenschen« den Frieden brauchten, um ihre Wirtschaft zu betreiben.

Dieser Tage sind es nicht zuletzt Linke, die Juden für jede Katastrophe im Nahen Osten verantwortlich machen. Sie dämonisieren die Juden als weiße Kolonisatoren und verunglimpfen alle, die das Existenzrecht Israels anerkennen. Keiner von ihnen wagt es, die terroristischen Angriffe der Hamas auf Zivilisten, die Entführung von Menschen oder die Vergewaltigung von Frauen anzuprangern. Sie behaupten, dass die Probleme im Nahen Osten 1948 begannen, und sie schlagen als Ausweg vor, den Staat Israel zu beseitigen. Antisemitismus gehört derzeit, auch wenn dies nicht unveränderlich ist, fast schon zur linken Weltanschauung oder ist zumindest eine Begleiterscheinung linker politischer Bewegungen.

Ich dachte, dass ich in linken Räumen frei sprechen könne, stellte sie mir als die demokratischsten und freiesten vor. In den ersten drei Jahren hatte ich keine Ahnung, da ich nicht auf Deutsch kommunizieren und die Reaktionen auf meine Ideen nicht verstehen konnte. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, was vor sich geht. Immer wenn ich über Philosophie, Gesellschaft oder Literatur sprechen wollte, hatte ich das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Manche Freunde äußerten sich auch weniger zurückhaltend: Ich sollte das sagen, was sie hören wollten, nicht das, was ich sagen wollte. Ich glaube nach wie vor, dass die linken Räume gerettet werden müssen, denn sie sind wichtig. Vor allem müssen sie jedoch demokratisiert werden.