Auszug aus dem Buch »Der iranische Marxismus«

Die Arbeiterbewegung und die Kommunistische Partei Irans

Partisanenkämpfe, Streiks, Partei- und Zeitungsgründungen: Viele iranische Gastarbeiter pendelten zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen Russland und dem Iran und importierten sozialistische Ideale in die unter russischem und britischem Einfluss stehende Region. Mit dem Verzicht der revolutionären Regierung der Sowjetunion auf ihre Privilegien im Iran erlangte die Oktoberrevolution in der dortigen Bevölkerung beachtliche Popularität. Die Bolschewiki erkannten in der verarmten Landbevölkerung des ehemaligen Osmanischen Reichs und seiner Anrainer zwar ein gewisses revolutionäres Potential, für eine Revolution war die Region Lenin zufolge aber noch nicht reif.
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Die iranische Arbeiterbewegung entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1911 und 1914 bestand im Iran kein souveräner Zen­tralstaat und der allmähliche Zerfall des Osmanischen Reichs bot den Weltmächten Russland und Großbritannien eine günstige Gelegenheit, ihren Einfluss in dieser Region zu erweitern. Während die langen Dürreperioden die Hungersnöte im Iran verschärften, konnte sich der Staat nach der siegreichen Konstitutionellen Revolution (1905–1911) nicht stabilisieren und ein Gesetz zu einer Agrarreform beschließen. Der ländliche Raum war durch traditionelle Anbaumethoden und asiatische Eigentumsverhältnisse gekennzeichnet. Während die landwirtschaftliche Produktion auf der Ebene der Dorfgemeinschaften und durch kollektive Arbeit in weit verstreuten Dörfer organisiert worden ist, haben die Grundbesitzer aus der städtischen herrschenden Klasse ihre jährliche Bodenrente in Form der Naturalien erhalten. Unter diesen Bedingungen konnten sich weder Warenmärkte entwickeln noch konnte sich der Warentausch zwischen den Städten und Dörfern intensivieren. So wurde die gesamte landwirtschaftliche Anbaufläche Irans wie Jahrtausende zuvor bewirtschaftet.

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