Beiträge von Kerstin Eschrich

2001/29 Interview Beate Klarsfeld über die deutschen Reaktionen auf den Besuch Assads

»Assads Anhänger gehören vor Gericht«

In Frankreich sorgte der Besuch des syrischen Präsidenten für einen Aufschrei. Bashar al Assad, der vorige Woche auf Einladung der Bundesregierung in Berlin war, hatte im März die Juden des Verrats an Jesus geziehen. Doch auch Assads Äußerung, in Israel existiere »eine rassistischere Gesellschaft als im Nationalsozialismus«, brachte die deutschen Gastgeber nicht aus der Fassung. Außenminister Joseph Fischer forderte ihn lediglich auf, seine »politische Rhetorik« zu ändern.

Beate Klarsfeld, die 1968 durch ihre Ohrfeige für den damaligen Bundeskanzler und Alt-Nazi Kurt-Georg Kiesinger bekannt wurde, reiste mit ihre Gruppe »Söhne und Töchter der aus Frankreich deportierten Juden« eigens nach Berlin, um gegen den Besuch Assads zu protestieren. Seit den achtziger Jahren kämpft Klarsfeld für die Auslieferung des NS-Massenmörders Alois Brunner, der in Syrien lebt.

2001/09 Interview Karl Brozik, Jewish Claims Conference Deutschland

»Bei uns hat sich niemand erkundigt«

Ein gutes halbes Jahr nach der Unterzeichnung des Entschädigungsgesetzes haben die ehemaligen NS-Zwangsarbeiter immer noch keinen Pfennig von der deutschen Wirtschaft erhalten. Zudem weigert sich die Stiftungsinitative »Erinnerung, Verantwortung, Zukunft«, die Abweisung der Sammelklagen gegen deutsche Unternehmen in den USA als Zeichen der Rechtssicherheit zu akzeptieren. Seit der Veröffentlichung des Buches »Die Holocaust-Industrie« von Norman Finkelstein wendet sich die Entschädigungsdebatte gegen die Opfer.

Karl Brozik ist Geschäftsführer der Jewish Claims Conference in Deutschland.

2000/49 Interview Ephraim Kleiman, Ökonomie-Professor an der Hebrew University

»Gaza ist nicht Bangladesch«

Die Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern haben langfristige Auswirkungen auf die ökonomische Situation der beiden Gebiete. Schon seit den palästinensischen Selbstmordattentaten Mitte der Neunziger dürfen nur noch wenige Palästinenser legal in Israel arbeiten. Die momentanen Abriegelungen haben die Situation weiter verschärft.

Als 1993/94 in Paris Israelis und Palästinenser eine gemeinsame Freihandelszone vereinbarten, war Ephraim Kleiman dabei - als ökonomischer Berater der israelischen Delegation. Heute lehrt Kleiman Ökonomie an der Hebrew University in Jerusalem.