Interview

2013/30 MC Leonardo im Gespräch über die Zukunft der brasilianischen Protestbewegung

»Der Riese ist nicht erwacht«

In Rio de Janeiro fand noch vor kurzem die größte Demonstration der Stadtgeschichte statt, nun wird die Stadt von den gut zwei Millionen Besuchern des katholischen Weltjugendtags okkupiert. Auf den an Lichtmasten festgemachten Transparenten stehen frohe Botschaften statt politischer Forderungen. Ist der »brasilianische Frühling« etwa schon vorbei? Oder wird die Protestbewegung wiederauferstehen, vielleicht sogar vor den Augen von Papst Franziskus? Der Musiker MC Leonardo beteiligt sich ungern an solchen Spekulationen. Viel wichtiger ist es dem Mitbegründer des »Vereins von Funk-Profis und -Liebhabern« (Apafunk), der seine bassige Stimme sowohl auf Jams als auch auf Kundgebungen dröhnen lässt, kritisch Rückschau zu halten. Baile Funk ist eine Form des HipHop, der in den neunziger Jahren vor allem in den Favelas populär wurde. Jungle World sprach mit MC Leonardo, der in Rocinha, einer der größten Favelas der Stadt, lebt, über das Verhältnis der Protestbewegung zu den Forderungen der Bewohner der bairros.

2013/29 Shimon Shetreet im Gespräch über die Lage in Ägypten, die Rolle der Justiz und die Haltung Israels zu den jüngsten Entwicklungen

»Es handelt sich nicht um einen Putsch«

Der israelische Jurist Shimon Shetreet war von 1992 bis 1996 Mitglied der Knesset, er amtierte mehrfach als Minister. Derzeit ist der 67jährige Vorsitzender der International Association of Judicial Independence and World Peace (JIWP), die in den vergangenen Jahren auch ägyptische Juristen betreute. Die Jungle World sprach mit ihm über die Lage in Ägypten und die Konflikte zwischen der Justiz und der vor kurzem gestürzten Regierung der Muslimbrüder.

2013/29 Shimon Shetreet im Gespräch über die Lage in Ägypten, die Rolle der Justiz und die Haltung Israels zu den jüngsten Entwicklungen

»Es handelt sich nicht um einen Putsch«

Der israelische Jurist Shimon Shetreet war von 1992 bis 1996 Mitglied der Knesset, er amtierte mehrfach als Minister. Derzeit ist der 67jährige Vorsitzender der International Association of Judicial Independence and World Peace (JIWP), die in den vergangenen Jahren auch ägyptische Juristen betreute. Die Jungle World sprach mit ihm über die Lage in Ägypten und die Konflikte zwischen der Justiz und der vor kurzem gestürzten Regierung der Muslimbrüder.

2013/28 Rula Quawas im Gespräch über Feminismus in Jordanien

»Feminismus entsteht zu Hause«

Rula Quawas ist Professorin für amerikanische Literatur und feministische Theorie an der University of Jordan in Amman. Sie war die Erste, die feministische Theorie in den Lehrplan aufnahm, gegen den Widerstand ihrer Vorgesetzten. Im September vergangenen Jahres wurde ihr wegen eines kontroversen Videos der Posten als Fachbereichsleiterin entzogen. Die Jungle World sprach mit ihr über »arabischen« und »westlichen« Feminismus und die Kraft, die es kostet, sich in Jordanien für die Rechte von Frauen stark zu machen.

2013/27 Elisabeth Ngari im Gespräch über die Probleme von geflüchteten Frauen in Deutschland

»Frauen sollen nicht mehr in Lager«

Women in Exile (WIE) ist eine 2002 von Asylbewerberinnen gegründete Gruppe, die sich der Probleme von Flüchtlingen in Deutschland annimmt. Die Jungle World sprach mit Elisabeth Ngari, einer der Gründerinnen von WIE, über die Arbeit der Gruppe und die Probleme speziell weiblicher Flüchtlinge in Deutschland. Ngari kommt aus Kenia und lebt seit 17 Jahren in Deutschland. Zuerst wohnte sie sieben Jahre in Prenzlau, 2004 zog sie nach Berlin.

2013/26 Lucio Urtubia im Gespräch über Anarchismus und die radikale Linke damals und heute

»Anarchistische Ideen sind notwendig«

Über die Aktionen, die ihn berühmt machten, will Lucio Urtubia nicht so gern reden. Dem 82jährigen ist das Heute wichtiger als das Gestern. Bekannt wurde der Maurer, Anarchist und ehemalige Expropriateur, der seit seiner Desertion vom franquistischen Militär in Frankreich lebt, unter anderem für die massenhafte Fälschung von Reiseschecks der Citibank Ende der siebziger Jahre, mit deren Erlösen Guerillas und revolutionäre Bewegungen unterstützt wurden. 2010 erschien eine Autobiographie Urtubias beim Verlag Assoziation A (»Baustelle Revolution. Erinnerungen eines Anarchisten«), und es gibt einen gleichnamigen Film über ihn. Mit der Jungle World sprach Lucio Urtubia über seinen Weg zum Anarchismus und über die radikale Linke heute.

2013/24 Aycan Tekin im Gespräch über Proteste und Repression in Izmir

»Nichts wird so bleiben, wie es war«

Nicht nur auf dem Taksim-Platz in Istanbul wird gegen die türkische AKP-Regierung demonstriert. In Izmir kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Wasserwerfer und Tränengas gegen die Protestierenden einsetzte. Seit dem 31. Mai ruft in der Stadt im Westen der Türkei neben anderen Gruppen auch die linke Organisation Halkevleri zu Protesten auf. Die Jungle World sprach mit Aycan Tekin, seit vier Jahren Aktivistin bei »Halkevleri«, über die Proteste und Repression in Izmir.

2013/23 Antonio Rodríguez im Gespräch über ein Friedenabkommen des Staats mit den Banden in El Salvador

»Ein Kniefall vor der Mafia«

Vergangene Woche unterzeichneten Anführer der größten zentralamerikanischen maras (Banden), Mara Salvatrucha 13 und Barrio 18, in Honduras ein Friedensabkommen. In El Salvador gibt es ein derartiges Abkommen bereits seit Juli 2012. Vor über einem Jahr hat die dortige Regierung mit Vertretern von der Mara Salvatrucha 13 und Barrio 18 Friedensverhandlungen aufgenommen. Die Anzahl der Morde ist seit dem Pakt Statistiken der Regierung zufolge von 15 auf fünf pro Tag gesunken. Der spanische Pater Antonio Rodríguez, der seit mehr als einer Dekade Friedens-, Präventions- und Rehabilitationsarbeit im armeen Stadtteil Mejicanos in San Salvador betreibt, übt jedoch öffentlich Kritik an dem Abkommen. Im vergangenen Jahr erhielt er deswegen mehrfach Morddrohungen. Mit ihm sprach die Jungle World über die problematischen Aspekte dieses Waffenstillstands.

2013/22 Nahad Ul-Quasem Orchid im Gespräch über Arbeitsbedingungen und Katastrophen in Bangladesh

»Massenmord an Arbeitern«

Der Einsturz eines Gebäudes mit mehreren Textilfabriken in Savar nahe Dhaka am 24. April kostete mehr als 1 100 Menschen das Leben und zog in Bangladesh Proteste gegen die Verantwortlichen des Unglücks und gegen korrupte Politiker nach sich. Inzwischen haben internationale Textilunternehmen Abkommen für mehr Arbeitssicherheit unterzeichnet (siehe auch Seite 15). Zwei Tage lang beteiligte sich auch Nahad Ul-Quasem Orchid spontan an den Bergungsarbeiten, als er von dem Einsturz hörte. Der 29jährige hat einen Abschluss in Katastrophenmanagement der Dhaka University und setzt sich unter anderem in Kampagnen wie »One Billion Rising« und Filmprojekten für einen gesellschaftlichen Wandel in Bangladesh ein. Mit ihm sprach die Jungle World über die Gründe für das Unglück und die Reaktionen in Bangladesh.

2013/21 Morris Hollman im Gespräch über Drogenkriege und die Dokumentarfilmerei in Kolumbien

»Legalisierung ist der einzige Ausweg«

Hollman Morris ist einer der renommiertesten investigativen Journalisten Lateinamerikas. Zu Hochzeiten des Drogenkriegs in Kolumbien etablierte er das Editorial »Menschenrechte« in der Tageszeitung El Espectador. In seinem Fernsehmagazin »Contravía« berichtete er von Vertreibungen, Massakern und hingerichteten Zivilisten im Inneren des Landes. Juan Manuel Santos, damals Verteidigungsminister, heute Präsident von Kolumbien, bezeichnete Morris als »Komplizen des Terrors«. Da Fernsehsender im Einverständnis mit der Regierung Álvaro Uribes keine Kamerateams in Konfliktzonen entsandten, sind seine Aufnahmen aus dieser Zeit nahezu einzigartig. Morris wurde überwacht, verhaftet und ging mehrmals mit seiner Familie ins Exil. Mit der Jungle World sprach er über Drogenkriege und Versuche der Legalisierung, Journalismus und Dokumentarfilm.