Weder Prozesse noch Skandale konnten ihn aufhalten: Donald Trump ist ein zweites Mal zum ­Präsidenten der USA gewählt worden. Flankiert von seinem Buddy Elon Musk wird der »Horrorclown« nichts Geringeres ver­suchen als die Neugestaltung der Welt. Wie konnte das passieren?

Schon jetzt darf man sich darauf freuen, wenn der alte und neue US-Präsident plötzlich entscheidet, dass die von ihm noch kurz zuvor so hochgelobten Vertrauten nunmehr seine Feinde sind.

Dass eine Präsidentschaftskandidatin wie Kamala Harris in den USA als elitär und realitätsfremd abgelehnt wurde, ist nicht nur das Ergebnis rechtspopulistischer Propaganda. Das Autoritäre an linker Identitätspolitik führt dazu, dass viele Menschen ihre Realität ­aberkannt sehen – ein unterschwelliger Klassenkonflikt.

Die Demokraten führten ihren Wahlkampf mit sozialpolitischen und Wirtschaftsthemen. In diesem Bereich wähnten sie die Bilanz der Regie­­- rung Biden gut genug, um starke Argumente zu ihren Gunsten zu liefern. Dass Donald Trump die Wahl trotzdem gewonnen hat, hat weniger mit den Folgen von Identitätspolitik zu tun, als manche glauben mögen.

Donald Trump belohnt mit den Nominierungen für sein Kabinett treue Anhänger. Darunter finden sich etablierte Politiker, aber auch vier Personen, die selbst in republikanischen Kreisen umstritten sind.

Der größte Schock für die Demokraten war wohl die gestiegene Zustimmung von People of Color für Donald Trumps Kandidatur. Jahr­zehntelang hat die Partei Afroamerikaner, Latinos und Native Americans wie selbstverständlich als Stammwählerschaft angesehen.

Zu den internationalen politischen Gepflogenheiten gehört es, Wahlsiegern zu gratulieren. Nach den US-Wahlen sagt der jeweilige Zeitpunkt der Glückwünsche viel über die Haltung zu Donald Trump aus.

Russlands Regierung reagiert zurückhaltend auf Donald Trumps Wahlsieg, die ukrainische Führung gibt sich trotz des drohenden Endes der US-amerikanischen Unterstützung gelassen.

Immer mehr US-Demokraten wenden sich von der sogenannten Wokeness ab und befürworten eine an Klasseninteressen orientierte Politik. Dass die Partei dennoch als abgehoben wahrgenommen wird, hat auch mit ihrem Umfeld aus NGOs und Stiftungen zu tun, die in der Sprache eines identitätspolitischen Kulturkampfs zur Wahl aufgerufen hatten.

Erwartungen, dass Frauen die US-Wahl zugunsten von Kamala Harris entscheiden würden, haben sich nicht erfüllt. Einige Anhänger der Demokraten wittern deshalb sogar systematischen Wahlbetrug.

Massenabschiebungen, Kontrolle der Bundesbehörden und Strafverfolgung, Ende der Klimapolitik: Dieses Mal ist Donald Trump besser auf seine Regierungsübernahme vorbereitet als vor acht Jahren und will seine Vorstellungen kompromisslos durchsetzen.

Donald Trumps Populismus hat rechtsextreme Elemente und steht in einer spezifischen Tradition der US-Republikaner. Mit europäischen Faschisten ist er nur bedingt vergleichbar.

Trotz seines spektakelhaften Wahlkampfs gibt es gute Gründe, die faschistischen Äußerungen Donald Trumps ernst zu nehmen.

In Sachen Wahlforschung sind die USA blöderweise leicht zurückgeblieben. Dabei würde man doch so gern wissen, ob man den jüngsten Prognosen trauen kann. Jetzt noch mal tief durchatmen und »all eyes on« Kamala Harris.