1923 erschien Karl Korschs Schrift »Marxismus und Philosophie«

Als der Marxismus westlich wurde

Vor 100 Jahren wurde Karl Korschs für den westlichen Marxismus grundlegende Schrift erstmals veröffentlicht.

Erneuerer des Marxismus, Mitgründer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, Mentor Bertolt Brechts – die Liste der positiven Attribute, mit denen sich die Bedeutung Karl Korschs hervorheben lässt, ist lang. In scharfem Gegensatz dazu steht die äußerst überschaubare Rezeption seines Werks, insbesondere seines vor 100 Jahren erschienenen philosophischen Hauptwerks »Marxismus und Philosophie« in der Gegenwart. Dabei gilt die Schrift neben Georg Lukács’ im selben Jahr erschienener Essaysammlung »Geschichte und Klassenbewusstsein« als eines der beiden Gründungsdokumente des »kritischen« oder »westlichen Marxismus«.

Auch in den Berichten anlässlich des 100. Geburtstags des Frankfurter Instituts für Sozialforschung taucht Karl Korsch, wenn überhaupt, nur als unbedeutende Persönlichkeit der Frühzeit des Instituts auf, die in der Regel als eine Vorgeschichte abgehandelt wird, während die personell und programmatisch entscheidende Prägung des Instituts erst stattgefunden habe, nachdem Max Horkheimer 1930 dessen Direktor geworden war. Dabei war Korsch, je nachdem welchen Quellen man mehr Glauben schenken mag, eine der entscheidenden Personen, von denen der Impuls zur Institutsgründung ausging, wenn nicht gar die zentrale Person.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::