Geschichte und Zukunft des polnischen Nationaltanzes

Die Polonaise, der höfische Partykracher

Die Polonaise soll in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen werden. Einst verhalf ihr der exzentrische König Heinrich III. von Frankreich zu europaweiter Berühmtheit.

Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse, denn nun geht sie los, unsere Polonäse, von Blankenese bis hinter Wuppertal«, sang Werner Böhm alias Gottfried Wendehals 1981 und erreichte mit seinem Stimmungslied Platz eins der deutschen Charts. »Polonäse Blankenese« ist bis heute einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schlager und wurde mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.

Keine Scheunenfete in Handorf in Niedersachsen, keine Party im Faschingszelt im unterfränkischen Diebach (zu Hammelburg gehörig) kam ohne den Hit aus. Wahrscheinlich hebt die Zeile »Wir ziehen los, mit ganz großen Schritten, und Erwin fasst der Heidi von hinten an die … Schulter« auch heute noch die Stimmung irgendwelcher betrunkener Mitglieder der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr.

Die Polonaise stellt in Deutschland jedoch nicht nur Chart-Rekorde auf. Auch der dazugehörige Tanz wird hierzulande mit sportlichem Ehrgeiz betrieben: Die Deutschen bilden eine Menschenkette, bei der sie sich wie im Wendehals-Lied besungen an den Schultern fassen und wie ein immer länger werdender Wurm durch Gaststätten nicht wirklich tanzen, sondern eher marschieren. Wendehals selbst führte 1982 eine Party-Polonaise rund um die Hamburger Binnenalster an, die es mit 250.000 Teilnehmenden in das Guinness-Buch der Rekorde schaffte. Erst im Juli vergangenen Jahres stellten 206 Hochzeitsgäste bei der Wattolümpiade in Brunsbüttel in Dithmarschen angeführt vom Brautpaar einen neuen Rekord in der Disziplin Watt-Polonäse auf. Man könnte meinen, deutscher als die Polonäse geht es kaum.

Die Deutschen bilden eine Menschenkette, bei der sie sich wie im Wendehals-Lied besungen an den Schultern fassen und wie ein immer länger werdender Wurm durch Gaststätten nicht wirklich tanzen, sondern eher marschieren.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::