Thomas von der Osten-Sacken

 

Aus einer Rede von Lühr Henken, Ko-Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag, gehalten In Berlin: 

"Die Frage stellt sich: warum hat sich Russland, trotz dieser sehr schlechten Aussichten, entschlossen, die Ukraine anzugreifen? Weshalb geht Russland dieses große Risiko ein? Es kann dafür nur einen elementaren, ganz grundsätzlichen Grund geben, der, wie ich finde, hierzulande kaum wahrgenommen wird. Russland ist durch die NATO bedroht. Die Angst ist berechtigt. (...)

"Daß es »so weiter« geht, ist die Katastrophe. Sie ist nicht das jeweils Bevorstehende sondern das jeweils Gegebene." (Walter Benjamin)

Russland braucht Waffen und der Iran liefert. Und zwar Waffen, die sich im besitz schiitischer Milizen im Iran befinden, darunter auch Ausrüstung, die von den USA geliefert wurde. Denn vieles, was damals dem Irak zur Verfügung gestellt wurde landete bei diesen Milizen, die ja unter Obama irgendwie auch als Verbündete im Kampf gegen den Islamischen Staat betrachtet wurden.

Tunesien verwandelt sich gerade in eine autokratische Präsidialherrschaft, die gestützt auf Saudi Arabien und die Arabischen Emirate die demokratischen Errungenschaften des letzten Jahrzehnts versucht rückgängig zu machen. Derweil schweigt die EU. Kritik kommt nur aus den USA und ausgerechnet der Türkei:

Der Krieg in der Ukraine bedroht auch die medizinische Versorgungslage in vielen Ländern des Nahen Osten und Nordafrikas in besorgniserregendem Ausmaß.

 

Während der Libanon pleite ist und andere Länder in der Region trotz hoher Ölpreise immer tiefer in die Krise rutschen, floriert der Handel mit Captagon, einer Droge deren Popduktion inzwischen ein Großteil des syrischen Staatshaushaltes ausmacht:

Trade in the amphetamine-type stimulant captagon in the Middle East grew exponentially in 2021 to top $5 billion, posing an increasing health and security risk to the region, a report said.

Dieses Bild stammt aus einem russischen Propagandavideo und zeigt wie Einheiten der syrischen Tiger-Forces für ihren Kampfeinsatz in der Ukraine trainiert werden. Schon jetzt sollen mehrere hundert Syrer dort gegen die ukrainische Armee kämpfen und es wird fleißig weiter rekrutiert.

Wie bei jedem größeren Konflikt grassieren auch angesichts des Ukraine-Krieges im Nahen Osten alle Arten von Verschwörungstheorien, ganz besonders bei denen, die sich der "Achse des Widerstandes" zugehörig fühlen. Und da der ukrainische Präsident Jude ist, die ja, wie jeder Antisemit weiß, hinter allen Kriegen stecken, kommt dann so etwas dabei heraus:

Die von der Türkei unterstützte, den Muslimbrüdern nahe stehende Regierung in Tripoli geht gegen junge Aktivisten vor, denen sie "Verbreitung von Atheismus" vorwirft:

The New Arab has learned that seven activists - aged between 19 and 29 - have been detained in Tripoli as Libyan security forces and authorities use accusations of atheism to jail journalists and muzzle civil society.

Wladimir Putin setzt bei seinem Angriff auf die Ukraine quasi als Blaupause jene militärischen Mittel ein, die er schon seit Jahren in Syrien zur Unterstützung von Präsident Assad anwendet.

 

»Während russische Angriffe ukrainische Städte in Schutt und Asche legen und dabei Tausende von Zivilisten töten, verletzen und terrorisieren, werden Vergleiche mit dem Zweiten Weltkrieg gezogen.

Überraschen dürfte die Nachricht eigentlich nicht, denn dass die Taliban sich so geändert hätten, dass sie eine der Säulen ihrer Existenz in Frage stellen würde, konnte nur glauben, wer es wirklich glauben wollte. So tun die Taliban, was sie immer getan haben und ein wenig bigott ist der ganze Aufruhr schon, denn wer hat je wirklich geglaubt, dass sie sich geändert hätten, gar moderater geworden seien?

Erst kürzlich in einer Diskussion über den Krieg in der Ukraine stellte ich einmal mehr fest, dass neunzehn Jahre nach dem Beginn des Dritten Golfkrieges, der mit dem Sturz Saddam Husseins endete, weitgehend in Vergessenheit geraten ist, dass es damals eine kleine, aber durchaus nicht unbedeutende Linke im Westen gab, die diesen Krieg unterstützte. Paul Berman gehörte ebenso dazu wie der leider inzwischen verstorbene Christopher Hitchens.

Elf Jahre nach dem Beginn der Massenproteste gegen das Assad Regime sieht die Lage im Land katastrophal aus, wie dieser Artikel aus der taz zusammenfasst:

Vor elf Jahren begann in Syrien mit friedlichen Massenprotesten der Aufstand gegen Assad, in verschiedenen von der Opposition kontrollierten Städten des Landes

Gute Nachrichten aus Saudi Arabien, was auch eher selten ist:

After a decade in a Saudi prison, blogger and activist Raif Badawi was released Friday, his Quebec-based wife confirmed, but questions remain about when he will be permitted to join his family in Canada.