Thomas von der Osten-Sacken

Überraschen dürfte die Nachricht eigentlich nicht, denn dass die Taliban sich so geändert hätten, dass sie eine der Säulen ihrer Existenz in Frage stellen würde, konnte nur glauben, wer es wirklich glauben wollte. So tun die Taliban, was sie immer getan haben und ein wenig bigott ist der ganze Aufruhr schon, denn wer hat je wirklich geglaubt, dass sie sich geändert hätten, gar moderater geworden seien?

Erst kürzlich in einer Diskussion über den Krieg in der Ukraine stellte ich einmal mehr fest, dass neunzehn Jahre nach dem Beginn des Dritten Golfkrieges, der mit dem Sturz Saddam Husseins endete, weitgehend in Vergessenheit geraten ist, dass es damals eine kleine, aber durchaus nicht unbedeutende Linke im Westen gab, die diesen Krieg unterstützte. Paul Berman gehörte ebenso dazu wie der leider inzwischen verstorbene Christopher Hitchens.

Elf Jahre nach dem Beginn der Massenproteste gegen das Assad Regime sieht die Lage im Land katastrophal aus, wie dieser Artikel aus der taz zusammenfasst:

Vor elf Jahren begann in Syrien mit friedlichen Massenprotesten der Aufstand gegen Assad, in verschiedenen von der Opposition kontrollierten Städten des Landes

Gute Nachrichten aus Saudi Arabien, was auch eher selten ist:

After a decade in a Saudi prison, blogger and activist Raif Badawi was released Friday, his Quebec-based wife confirmed, but questions remain about when he will be permitted to join his family in Canada.

Für die syrische Opposition gibt es dieser Tage einige Nachrichten, die sie erfreuen dürfte: Russland zieht offenbar Kampfflugzeuge und Truppen ab, um sie in der Ukraine zum Einsatz zu bringen.

Zugleich rekrutiert es wohl auch Syrer für diesen Krieg:

Russia is recruiting Syrian fighters experienced in urban combat as it ramps up its assault on Ukraine, according to US officials quoted by the Wall Street Journal on Sunday. 

Nachdem ich einige Kritk am Auftreten einiger Hilfsorganisationen publiziert habe, erreichen mich immer wieder Fragen, welcher Organisation man denn nun guten Gewissens spenden könne.

Die ist der Versuch einer Antwort: Legt Geld beiseite und spendet im Moment niemanden, außer Ihr seid wirklich sicher, dass die effektive Arbeit leisten. Wartet einfach ab.

Die Werteinitiative e. V. hat gerade einen außenpolitischen Reader herausgegeben. „Deutsch-Jüdische Perspektiven auf die Außenpolitik“, in dem verschiedene auch den Lesern dieses Blogs bekannte Autorinnen und Autoren zu verschieden Themen schreiben.

Dazu hat sich mich letzten Dezember zu dem Themenkomplex Afghanistan/Syrien/Irak interviewt. Ein kleiner Auszug, der sich wohl gerade einigermaßen aktuell liest:

 

Für den Ukraine-Krieg wärmt Russland die Propagandalügen über die syrischen Weißhelme neu auf.

 

„Das Gesicht des Krieges“. So heißt auf deutsch ein Buch, dass die Kriegsreportagen Martha Gellhorns aus vielen Jahrzehnten enthält. Sie war fast überall an vorderster Front dabei, egal ob im chinesisch-japanischen Krieg, in Spanien, mit den Gis bei der Befreiung Deutschlands oder in Israels Kriegen. Sie war immer parteiisch ohne je für einen Augenblick den furchtbaren Schrecken des Ganzen aus den Augen zu verlieren. Immer wieder betonte sie, was für ein Horror jeder Krieg sei.

Mir scheint, die Bundesregierung hatte als letzten Rettungsanker und etwas paralysiert-panisch gewartet/gehofft/angenommen, dass Kiew schnell fällt. Dann hätte sie sich als ehrlicher Makler aufspielen können, der im Namen von Zivilbevölkerung und um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, in den sauren Apfel beißt, mit Verweis auf die guten Beziehungen nach Moskau, für eine friedliche Lösung zu werben. Reden sei besser als schießen und nun sei Kiew eben gefallen, jetzt müsse man alles tun, damit die Situation sich stabilisiere.

Ganz nach Plan scheint die russische Offensive in der Ukraine im Augenblick nicht zu gehen.

Gerade spitzt sich die Lage an der ukrainischen Grenze weiter zu und noch diese Nacht könnte die nächste Seite von Putins Drehbuch aufgeschlagen werden …

 

 

g

 

Kaum hatte der russische Präsident seine Rede beendet, die in Anerkennung der selbsternannten beiden Donbass Republiken in der Ukraine gipfelte, meldete sich schon Bashar al-Assads Regime: Man folge gerne in diesem Schritt.

Seitdem sind noch Venezuela und Nicaragua diesen Schritt gegangen, aber Assad kann immer stolz darauf sein: er war der erste.