Interview

2009/06 Gespräch mit Daniel Kahn über jüdische Musik, Antisemitismus und deutsche Linke mit Israel-Fahnen

»Hier ist man andauernd mit seinem Jüdischsein konfrontiert«

Der in Detroit aufgewachsene Daniel Kahn lebt seit 2005 in Berlin und gründete hier die Band Daniel Kahn & The Painted Bird. Das Repertoire besteht aus einer wilden Mischung von Klezmer, radikalen jiddischen Songs, politischem Kabarett und Punk Folk. Am 6. März erscheint das neue Album »Partisans & Parasites«. Kahn, der auch als Schriftsteller und Regisseur tätig war, beschäftigt sich in seinen Texten mit Geschichte und der Aktualität des Jiddischen und der Relevanz des Antifaschismus.

2009/05 Gespräch mit Pardis Mahdavi über iranische Jugendliche, Sex und den Islam

»Roter Lippenstift und pinke Mäntel sind keine Modefrage«

Zwischen 2000 und 2007 fuhr die US-amerikanische Anthropologin Pardis Mahdavi immer wieder nach Teheran, um in Interviews und durch Partybesuche zu erfahren, wie iranische Jugendliche das Verbot von außer- und vorehelichem Sex umgehen. Im Oktober vergangenen Jahres wurde ihre Studie bei Stanford University Press unter dem Titel »Passionate Uprisings: Iran’s Sexual Revolution« veröffentlicht und fand in der amerikanischen Presse ein großes Echo.

2009/04 Ein Gespräch über die Libertarian Party, das Big Governement und den »Wandel« in den USA

Doug Stanhope, Komiker »Es wird eine lustige Fahrt«

Der US-amerikanische Komiker Doug Stanhope ist bekannt für seinen derben Humor. Neben diversen Comedy-Shows im amerikanischen Fernsehen kennt man ihn vor allem wegen seiner Bühnenauftritte, die er meistens betrunken absolviert. Lange war er Anhänger der Libertarian Party (LP), für die er sogar kandidieren wollte. Kurz vor der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr wandte er sich aber wegen rechter Mitglieder von der Partei ab und ernannte sich zum »head of the one-man Libertarians for Obama group«. Seinen spektakulärsten Auftritt während des Wahlkampfs hatte er mit der Webseite www.savingbristol.com. Dort ini­tiierte er eine Spendenkampagne, mit der Bristol Palin, der Tochter der republikanischen Vizepräsidentschaftskandidatin und Abtreibungsgegnerin Sarah Palin, eine Abtreibung finanziert werden sollte.

2009/03 CÉSAR BRIE im Gespräch über Rassismus und Theater in Bolivien

»Unser Ziel ist es, Schönheit zu schaffen«

César Brie ist Theaterdirektor des Teatro de los Andes, das er in der Nähe der bolivianischen Hauptstadt Sucre aufgebaut hat. Neben seiner Arbeit als Theaterdirektor schreibt der gebürtige Argentinier für verschiedene Zeitungen und hat kürzlich mit weiteren Künstlerinnen und Künstlern ei­ne Produktionsfirma für Dokumentar- und Spielfilme gegründet, die Artes Andes América. Ihr erster Dokumentarfilm, »Humillados y Ofendidos«, über die rassistischen Ausschreitungen gegen indigene Bauern im Mai 2008 hat für großes Auf­sehen gesorgt. Derzeit dreht das Team einen Dokumentarfilm über das Massaker im Amazonas-Department Pando, wo paramilitärische Gruppen im September 2008 auf Sympathisanten der Regierung schossen und 20 Menschen töteten.

2008/52 Interview mit der Soziologin Jenny Chan über chinesische Arbeitskämpfe

»Fast täglich kommt es im Süden Chinas zu wilden Streiks«

Zwischen Juni und September befragte die Organisation Sacom (Students and Scholars against Corporate Misbehaviour) aus Hongkong 45 Arbeiter über die Arbeitsbedingungen in zwei chinesischen Fabriken, in denen Computerteile für die größten IT-Unternehmen der Welt wie Fujitsu-Siemens, IBM und Dell hergestellt werden. Die Ergebnisse der Studie »The Dark Side of Cyber­space« wurde vergangene Woche gemeinsam mit der Berliner Organisation Weed (Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung) veröffentlicht. Jenny Chan ist Vorsitzende von Sacom.

2008/51 Interview mit Victor Nzuzi über die Lage der Kleinbauern im Kongo

»Kongolesische Bauern brauchen keinen Biodiesel«

Während Unternehmen wie Siemens und Tele­funken Stromleitungen durch den Kongo ziehen, um Koltan zu fördern, das für die Herstellung von Handys gebraucht wird, haben die Bewohner der Dörfer unter den Stromleitungen kein elektrisches Licht. Vic­tor Nzuzi, Erdnussbauer aus dem Kongo, ist Vertreter von La Via Campesina, einem weltweiten Zusammenschluss von Kleinbauern, der unter anderem die Ausbeutung der Bodenschätze skandalisiert und sich für eine Landwirtschaft einsetzt, die die Er­nährung der lokalen Be­völkerung sichert.

2008/50 Interview mit Matthias Seling über Stand-Up-Comedy, Politik und linken Humor

»Kölsche Toleranz ist versoffene Ignoranz«

Der Stand-Up-Comedian ist mittlerweile ein fester Bestandteil des deutschen Fernsehens. Matthias Seling gehört zu denen, deren Gags sich nicht auf Anti-Bush-Witze beschränken. Er ruft eher schon mal die IDF um Hilfe und macht sich über deutsche Eigenarten lustig. Er tritt unter anderem im Hamburger Quatsch Comedy Club auf.

2008/49 Interview mit Yossi Melman über das iranische Atomprogramm, die Haltung Israels und Obamas Strategie

»Dem Iran darf nicht getraut werden«

Der Autor und Journalist Yossi Melman berichtet für die israelische Tageszeitung Haaretz über den Iran. Als Spezialist für Geheimdienste und strategische Angelegenheiten hat er diverse Bücher verfasst, darunter die »Geschichte des Mossad«. Gemeinsam mit Meir Javedanfar veröffentlichte er dieses Jahr das Buch »The Nuclear Sphinx of Tehran: Mahmud Ahmadinejad and the State of Iran«, das sich mit dem iranischen Atomprogramm beschäftigt.

2008/47 Bodo Ramelow im Interview über »Die Linke«, die SPD und unmögliche Koalitionen in Thüringen

»Irgendwann wird die SPD umkippen«

In Thüringen liegen Umfragen zufolge CDU und Linkspartei bei etwa 30, die SPD bei 18 bis 20 Prozent. Die Sozialdemokraten können eigentlich nur entscheiden, ob sie der kleinere Koalitionspartner in einer von der CDU oder in einer von der »Linken« geführten Landesregierung werden wollen. Einen Ministerpräsidenten der »Linken« zu wählen, hat die SPD jedoch ausgeschlossen. Bodo Ramelow ist stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Partei »Die Linke« und Spitzenkandidat der Thüringer Linkspartei für die Landtagswahl im August 2009.

2008/46 Interview mit Heiner Busch über das neue BKA-Gesetz, Überwachung und die deutsche »Sicherheitsarchitektur«

»Das BKA wird vergeheimdienstlicht«

Observationen rund um die Uhr, Videokameras vor Hauseingängen, GPS-Peilgeräte an Autos, abgehörte Telefone, mitgelesene E-Mails und Wanzen in Wohnungen, Einsatz von V-Leuten und verdeckten Ermittlern – all das gehört schon heute zum Repertoire des Bundeskriminalamts (BKA), wenn es beispielsweise nach Paragraph 129a ermittelt. Vergangene Woche einigten sich SPD und CDU/CSU auf ein neues BKA-Gesetz, das noch in diesem Jahr in Kraft treten soll und die Befugnisse der Be­hörde erneut erweitert. Heiner Busch ist Vorstandsmitglied des Komitees für Grund­rechte und Demokratie und beschäftigt sich dort mit den Entwicklungen innerhalb der Polizei. Außerdem ist er Redakteur der Zeitschrift Bürgerrechte & Polizei/CILIP, deren aktuelle Ausgabe die Veränderung der »Sicherheitsarchitektur« in Deutschland thematisiert.