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Peace
2023/07 Inland In Berlin darf das Kopftuch Lehrerinnen nur noch im Einzelfall verboten werden

Jungle+ Artikel Hauptsache Frieden

Das Bundesverfassungsgericht hat angeordnet, das Berliner Neutralitätsgesetz zu ändern: Muslimischen Lehrerinnen darf nicht mehr pauschal das Tragen eines Kopftuchs ver­boten werden. Das kann negative Konsequenzen haben.
Genitalverstümmelung Besteck
2023/02 Inland Von Genitalverstümmelung betroffene Frauen finden nur schwer angemessene Behandlung

Die schwierige Suche nach Hilfe

Fast hätte in München eine der ganz wenigen auf weibliche Genital­ver­stümmelung spezialisierten Frauenarztpraxen in Deutschland schließen müssen. Spendenaufrufe kurz vor Weihnachten haben das verhindert. Für die Zehntausenden hierzulande betroffenen Frauen ist es weiter­hin schwierig, angemessene Behandlung zu finden.
2022/51 dschungel Wie das deutsche Feuilleton auf die Proteste im Iran gegen den Kopftuchzwang reagiert

Wind of Change

Unermüdlich wurde das Kopftuch in deutschen Zeitungen zum Symbol von Diversität und feministischer Selbstermächtigung stilisiert. Der mutige Kampf der Frauen im Iran gegen die Verschleierung passt nicht so recht zu dieser Argumentation.
Carline Fourest
2022/30 dschungel Caroline Fourest verteidigt in ihrem neuen Buch den Laizismus

Vive la Laïcité

Die französische Publizistin und »Charlie Hebdo«-Kolumnistin Caroline Fourest hat ein Buch über den Laizismus geschrieben. Dieser, so legt sie dar, wird von rechten wie linken Identitätspolitikern permanent angegriffen, manche Funktionsträger sehen ihn gar als Grund für Radikalisierung von Muslimen an. Fourest aber hält ihn für den richtigen Weg, dem Fundamentalismus die Stirn zu bieten.
Tupoka Ogette
2022/21 dschungel Tupoka Ogettes »Und jetzt du« lässt sich mit seinen antirassistischen Tipps sehr viel Zeit

Sich entschuldigen und Danke sagen

Antirassismus als Lifestyle-Ratgeber, so ließe sich das neue Buch von Tupoka Ogette ­zusammenfassen. In »Und jetzt du« gibt die Trainerin und Autorin Tipps für eine rassismus­kritische Lebensführung, ist aber mehr darauf aus, dass sich ihre Leser schämen, als dass sie etwas über Rassismus begreifen.
2022/13 Small Talk Small Talk mit Elisabeth ­Gernhardt von Terre des Femmes über sogenannte Ehrenmorde

»Streng patriarchale Strukturen«

Zwei Brüder sollen ihre Schwester Maryam H. im Juli vergangenen Jahres wegen ihres »zu westlichen« Lebensstils getötet haben, unter anderem habe sie sich den Vorschriften ihrer Brüder widersetzt. Die Afghanin lebte mit ihren zwei Kindern in Berlin. Anfang März begann der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter. Die »Jungle World« sprach mit Elisabeth Gernhardt von der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes über den Fall.
Viele ausgelegte bunte Tücher
2022/01 Inland Eine neue Studie über konfrontative Religionsbekundung an Berliner Schulen

Das Kopftuch stört den Schulfrieden

Eine Studie an Schulen im Berliner Bezirk Neukölln zeigt, dass Kinder aus konservativ-muslimischen Familien Druck auf ihre Mitschülerinnen und Mitschüler ausüben. Mobbing gegen alevitische und liberal-muslimische Kinder gehört an manchen Schulen zum Alltag.

Zeitungssterben im Libanon: Mit dem Daily Star stirbt ein weiteres Stück Freiheit

Bildquelle: Daily Star

Mit dem Daily Star stellt eine wichtige Stimme im Libanon ihr Erscheinen ein. Ein Nachruf.

 

Die letzte Nachricht des libanesischen Daily Star stammt vom 13. Oktober und ist eine „Botschaft an unsere Leser“: „Wir bedauern aufgrund von Bedingungen jenseits unserer Kontrolle das Updaten unserer Website vorübergehend einstellen zu müssen.“ Darunter findet sich der übliche Wahnsinn des Libanon: Die Zahl der Covid-Toten, drei Minister verklagen den Ermittler der Hafenexplosion, weil er gegen sie ermittelt, die USA protestieren, weil die Hisbollah die Bevölkerung mit iranischem Öl versorgt.

Schon seit Monaten konnte der englischsprachige Daily Star keine Gehälter mehr auszahlen. Anfang Oktober erhielten die verbliebenen Reporter die Kündigung. Zuletzt war die Zeitung nur noch Online erschienen mit mehr Agenturmeldungen als eigenen Berichten.

In der größten Wirtschafts-, Flüchtlings- und Gesundheitskrise, die das Land je erlebt hat, scheint der Niedergang des Daily Star nur ein weiteres Opfer. Doch mit ihm stirbt auch ein Stück dessen, was den Libanon in der Region zum Zufluchtsort für Freiheitsliebende macht. Trotz korrupter Regierung, Politikern (und inzwischen auch Politikerinnen) mit eigenen Milizen und syrischem Geheimdienst bleibt die Bevölkerung erstaunlich furchtlos und widerständig. Das liegt insbesondere an einer freien Presse und Verlagshäusern, die drucken, was anderswo zensiert wird.

Grenzen der Freiheit austesten

Der Daily Star gehörte zu diesen Zeitungen, die die Grenzen der Freiheit testeten, wenn auch nie genug, wie die Reporter fanden. Als ich von 2002-2005 dort arbeitete, drängelten mehrere von uns, es der französisch-sprachigen Tageszeitung L’Orient Le Jour gleichzutun und ein Feature über die breitgefächerte LGBT-Szene zu schreiben. „Unsere Leser sind konservativer,“ beschied der Chefredakteur. Er meinte: Es waren darunter mehr Muslime als bei französisch-sprachigen Zeitungen, die von Christen gelesen wurden. Doch riet er mir: „Mach doch etwas über HIV – da kannst Du das alles einbauen. Nur der Titel muss aussehen wie ein Gesundheitsartikel.“ Regelmäßig druckte der Daily Star kritische Kommentare über die islamistische Hisbollah. Verärgerte Anrufe des Hisbollah-Pressechefs führten in der Redaktion zu allgemeiner Heiterkeit. Als allerdings der syrische Geheimdienst einen vermeintlichen Selbstmordattentäter in die Redaktion der größten Beiruter Zeitung An-Nahar schickte (sein Gürtel stellte sich als Attrappe heraus), mussten wir vorsichtiger werden. Eine Reportage über syrische Schmuggler reichte der Chefredakteur vor der Veröffentlichung an die Sicherheitsbehörden weiter, obwohl es keine gesetzliche Zensur gab. Wir mussten die gewünschten Änderungen vornehmen. Als sich die Morde an Politikern und Journalistinnen häuften, erhielten wir ein Training zur Vermeidung von Anschlägen auf unser Leben.

Der Daily Star wurde 1952 von Kamal Mroue als erste englischsprachige Tageszeitung in einem arabischen Land gegründet und schaffte es in den Nullerjahren zum Vertragspartner der International Herald Tribune. Die Mroues sind eine schiitische Familie mit einem Geflecht von Wirtschaftsunternehmen, wirtschaftsliberal, Hisbollah-fern und politisch unabhängig. Jamil Mroue, der Sohn Kamals, gründete 1988 die Londoner Al Hayat, die lange als liberalste arabische Tageszeitung galt. Heute gehört der Daily Star der sunnitischen Hariri-Familie, des früheren Premierministers – von ihren Medien mussten viele inzwischen schließen. Viele Mitarbeiter des Daily Star wechselten nun zu L’Orient Today, der englischsprachigen Ausgabe von L’Orient le Jour, die mehreren Politikern des christlichen Lagers gehört.

Die Hatun-Sürücü-Brücke in Berlin-Neukölln mit dem Strel Hotel im Hintergrund
2021/33 Inland Femizid und Ehren­mord sind nicht das Gleiche

Mord im Namen der Familie

Femizid oder Ehrenmord – das ist der jüngste Streit um Begrifflichkeiten im Wahlkampf. Die Bezeichnung Ehren­mord ist verwirrend und problematisch, doch tatsächlich treffend. Wer nur von Femizid spricht, verkennt das Motiv und ignoriert einen großen Teil der Opfer.