Unscharfer Ausdruck
In seinem Essay »Traditionelle und kritische Theorie« benannte Max Horkheimer die »möglichst strenge Weitergabe der kritischen Theorie« als eine Bedingung ihres Erfolgs. Im Deutschland der Nachkriegszeit bemühten sich Horkheimer und Theodor W. Adorno darum bekanntlich an der Universität in Frankfurt am Main.
Dass Wahrheit und Vernunft ein Subjekt als Träger brauchen, ist auch der Ausgangspunkt von Alex Demirovićs monumentaler Monographie »Der nonkonformistische Intellektuelle. Von der kritischen Theorie zur Frankfurter Schule«. Die Erstauflage, 1999 bei Suhrkamp erschienen, hat nun der Verlag Mandelbaum neu aufgelegt, um ein neues Nachwort ergänzt, aber ansonsten unverändert.
Demirović, selbst langjähriger Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung (IfS), verteidigt darin die Vertreter der Kritischen Theorie gegen den häufig vorgebrachten Vorwurf, sie hätten resigniert und sich der kontemplativen, praxisabstinenten Philosophie zugewandt. Für Demirović hingegen waren Horkheimer und Adorno »die ersten und stilbildenden Vertreter eines neuartigen Intellektuellentyps, der emanzipatorische Gesellschaftskritik an der Universität vertrat und ausarbeitete«.
Demirović fühlte sich, als er die Arbeit an »Der nonkonformistische Intellektuelle« aufnahm, dem Poststrukturalismus sehr verbunden.
Demirović fühlte sich, als er die Arbeit an »Der nonkonformistische Intellektuelle« aufnahm, dem Poststrukturalismus sehr verbunden. Mit Michel Foucault teilt Demirović nicht nur ein Faible für geduldige Archivarbeit, prägend war für seine Studie neben Foucaults Diskursanalyse auch sein Begriff der »Wahrheitspolitik«, also »Praxis, die Wahrheit und Vernunft zu einer sozialen Kraft macht«. Eben diese Wahrheitspolitik sieht Demirović in den intellektuellen (Alltags-)Praktiken Horkheimers und Adornos verwirklicht.
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