Interview

2002/13 Michael Knoche von der IG BAU

»Lohnverzicht schafft keine Jobs «

Das Frankfurter Bauunternehmen Philipp Holzmann ist pleite. Vorige Woche beantragte das Management ein Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Frankfurt. Das Unternehmen hat nach der viel gelobten und von den Beschäftigten umjubelten Rettungsaktion im Jahre 1999, als sich Bundeskanzler Gerhard Schröder für den Erhalt des Bauriesen stark machte, nur zwei Jahre überleben können. Nun könnten zehntausende Menschen ihre Arbeit verlieren. Michael Knoche ist Sprecher der IG Bauen-Agrar-Umwelt (BAU) in Frankfurt.

2002/12 Hans Wolf von der Aktion 3. Welt Saar

»Die alten Raster werden angewandt«

Die Aktion 3. Welt Saar macht seit gut 20 Jahren Informations- und Bildungsarbeit zu den Themen Asyl, Rassismus sowie den weltweiten Auswirkungen deutscher Politik. Als Reaktion auf aktuelle Tendenzen in der deutschen Friedensbewegung brachte sie die jüngste Ausgabe ihres Rundbriefes Flugschrift unter dem Titel »Solidarität mit Israel« heraus. Daraufhin kündigte eine Reihe von Mitgliedern ihre Mitgliedschaft in der Organisation auf und stellte die finanzielle Unterstützung ein. Hans Wolf ist Mitarbeiter der Aktion 3. Welt Saar und hat an besagtem Heft mitgewirkt.

2002/11 Moshe Zimmermann über den Nahost-Konflikt

»Sharon hofft auf die Kapitulation«

Die Friedensbewegung spielte nach dem Beginn der so genannten Al-Aqsa-Intifada in der israelischen Politik kaum eine Rolle. Seit Anfang Februar fanden jedoch wieder mehrere größere Demonstrationen verschiedener Fraktionen der linken Opposition statt. Ihre Positionen werden allerdings weiterhin nur von einer Minderheit in der israelischen Gesellschaft geteilt, und es fehlt der Friedensbewegung an Gesprächspartnern auf der palästinensischen Seite.

Moshe Zimmermann, der Direktor des Richard-Koebner-Centers for German History an der Hebräischen Universität Jerusalem, ist einer der profiliertesten Kritiker der derzeitigen israelischen Politik.

2002/10 Jörg Tauss (SPD) zum Streit um Linux und Windows im Bundestag

»Es müssen Alternativen her«

Nach einem einjährigen heftigen Streit hat die für Informations- und Kommunikationstechnologie zuständige Kommission des Bundestags (IuK) in der vergangenen Woche entschieden, die Server des Bundestags auf das Betriebssystem Linux umzustellen. Die Abgeordneten können nun zwischen Windows und Linux wählen. Gegner und Befürworter von Windows und Linux hatten sich zuvor gegenseitig mit offenen Briefen überschüttet.

Jörg Tauss, Beauftragter für neue Medien der SPD-Bundestagsfraktion und Abgeordneter im Wahlkeis Karlsruhe-Land, ist einer der profiliertesten Befürworter von Open Source Software.

2002/09 Die finnische Pathologin Helena Ranta zum Prozess gegen Milosevic

»Ich würde in Den Haag aussagen«

Einige Zeit lang war es still um Helena Ranta, doch nun steht sie wieder im Zentrum der Neugierde von Journalisten und auch im Zentrum der Kritik des in Den Haag angeklagten ehemaligen jugoslawischen Staatschefs Slobodan Milosevic.

Die finnische Pathologin ist die Leiterin eines Wissenschaftlerteams der EU und hat in Bosnien und im Kosovo versucht, mögliche Massaker aufzuklären. Die Untersuchung des angeblichen Massakers in Racak Mitte Januar 1999 war wohl ihre spektakulärste Arbeit. Journalisten aus der ganzen Welt bemühten sich um ihre Ermittlungsergebnisse, Politiker der Nato versuchten, sie zu beeinflussen.

Von den Attacken Slobodan Milosevics ist sie entsetzt. Immerhin hat ihr der in Den Haag um seine Rehabilitation kämpfende mutmaßliche Kriegsverbrecher vorgeworfen, ein Komplott mit der Haager Chefanklägerin Carla del Ponte verabredet zu haben. Sie soll sich mit der Schweizer Juristin darauf geeinigt haben, Milosevic in ihren Berichten zu denunzieren.

2002/08 Die Arbeitsvermittlerin Monika Gries über die Krise der Arbeitsämter

»Der Druck wird immer größer«

Seitdem Zweifel an den Vermittlungszahlen seiner Behörde aufgekommen sind, hat Bernhard Jagoda, der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit (BA), keine Ruhe mehr. Das Amt sei ineffektiv und verwalte die Erwerbslosen, anstatt ihnen neue Jobs anzubieten, lautet der Vorwurf.

Monika Gries* ist Arbeitsvermittlerin in Nordrhein-Westfalen.

2002/07 Damianos Vassiliadis über die Entschädigung griechischer NS-Opfer

»Es geht um das Recht des Stärkeren«

In den Jahren 1941 bis 1944 hat die deutsche Besatzungsmacht in Griechenland schwere Kriegsverbrechen begangen. Doch bislang hat jede deutsche Regierung eine Entschädigung verweigert. Seit langem verlangen die Nachkommen der Opfer daher, deutsche Liegenschaften in Griechenland zu pfänden.

Demnächst soll nun das oberste griechische Gericht endgültig über diese Forderungen entscheiden. Damianos Vassiliadis ist der Sprecher des griechischen Nationalkomitees für die Entschädigung.

2002/06 Konstantin Wecker über die Anti-Globalisierungsbewegung

»Es ist an der Zeit, Netzwerke zu bilden«

Schon immer hat sich Konstantin Wecker politisch artikuliert. In seinen Songs und Gedichten. Auf der Straße bei einer Demo hat man ihn jedoch selten gesehen. Seit einigen Jahren sympathisiert Wecker mit der Antiglobalisierungsbewegung. Inzwischen ist der 54jährige Mitglied bei Attac. Sein Programm »Vaterland«, mit dem er zuletzt tourte, war so politisch wie lange keines mehr. Auch nach dem 11. September stellte er sein Programm nicht um und verzichtete auch nicht auf US-kritische Songs. Wecker bezieht in seinen Konzerten vehement Stellung gegen den Krieg und die Militarisierung der deutschen Politik, er streitet gegen Rassismus, Hunger und die globalisierte Weltordnung.

Bei den Protesten gegen die Nato-Sicherheitstagung in München am vergangenen Wochenende war Wecker, der in München lebt, unter den Demonstranten.

2002/05 Andreas Settele, Generalsekretär der Bayernpartei, über Edmund Stoiber

»Wir verspüren den Aufwind«

Die Bayern kommen. Edmund Stoiber will Kanzler werden, die Republik versinkt in Weiß-Blau. Aber nicht alle Bayern unterstützen Stoiber. Ausgerechnet die Bayernpartei kämpft mit aller Kraft dagegen, dass ein Bayer Kanzler wird. Die kleine rechte Konkurrenz der CSU leistet Widerstand gegen das Landesoberhaupt und kämpft für die Unabhängigkeit Bayerns.

2002/04 Aaron Rhodes von der Helsinki-Föderation über Krieg und Terror

»Grosny ist ein Paradies für Terror«

Anfang Januar sind die ersten mutmaßlichen Kämpfer der al-Qaida aus Afghanistan auf dem US-Militärstützpunkt im kubanischen Guantanamo inhaftiert worden. Was sie erwarten könnte, sind Militärtribunale, die für die Gefangenen vor allem einen Nachteil haben: harte Strafen wegen mangelnder Transparenz der Prozesse.

Aaron Rhodes, der Direktor der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte, kritisiert das Vorgehen der USA und warnt vor einer Schwächung des so genannten Kampfes gegen den Terror durch die Einrichtung solcher Tribunale. Außerdem verlangt er ein Ende der westlichen Hilfe für die postsowjetischen Regime Zentralasiens.