Interview

2015/32 Kanan Makiya im Gespräch über die Lage im Irak, den Islamismus und den arabischen Nationalismus

»Etwas Neues geschieht«

Seine Schriften, wie der Bestseller »Republic of Fear«, gelten als brillante Studien über Saddam Husseins Irak und dienten Neocons und Liberal Hawks gleichermaßen als Rüstzeug im Konflikt um den Sturz des irakischen Tyrannen – ein Ziel, auf das der irakisch-britische Intellektuelle Kanan Makiya seit den achtziger Jahren hingearbeitet hatte. Heute lehrt der einstige Vordenker der irakischen Exilopposition Islamic and Middle Eastern Studies an der Brandeis University.

2015/31

»Die Situation ist schlimmer als gedacht«

Deutschland schiebt immer mehr Flüchtlinge aus Mazedonien ab, da das Land im Herbst 2014 als »sicherer Herkunftsstaat« eingestuft wurde. Doch vor allem für Roma ist es in Mazedonien alles andere als sicher. Marc Millies und Allegra Schneider reisten im März als Mitglieder einer Recherchegruppe nach Skopje, um die Situation vor Ort zu untersuchen. Der Bericht zu Mazedonien ist in Kürze unter www.alle-bleiben.info erhältlich. Dort finden sich auch die Berichte zur Situation im Kosovo (erschienen im Herbst 2014) und in Serbien (erschienen im Frühjahr 2014) sowie Berichte zu anderen Reisen. Millies arbeitet beim Flüchtlingsrat und bei Refugio in Bremen. Schneider recherchierte in den vergangenen Jahren in Serbien, Kosovo und Mazedonien zur Situation abgeschobener Roma und begleitete diese Recherchen mit Fotoreportagen. Mit beiden sprach die Jungle World über die Diskriminierung von Roma in Mazedonien und die Inhaftierung Asylsuchender im Transit.

2015/30 John Holloway im Gespräch über den keynesianistischen Irrtum

»Dem Kapital ein ›Fuck off‹ entgegenschleudern«

Der in Dublin geborene und in Mexiko an der Benemérita Universidad Autónoma de Puebla lehrende Politikwissenschaftler John Holloway ist spätestens seit seinem Buch »Die Welt verändern, ohne die Macht zu übernehmen« (2006) als Opponent des orthodoxen Marxismus auch hierzulande bekannt geworden. Neben seiner Kritik an der verdinglichten Arbeit sieht er in Institutionen wie Parteien und Staat ein Hindernis für das Erreichen einer befreiten Gesellschaft. Derzeit schreibt er am Buch »Think Hope, Think Crisis«, in dem er sich auch mit der Situation in Griechenland beschäftigt.

2015/29 Luz Marina Porras bernal im Gespräch über Staatsverbrechen in Kolumbien

»Alle wussten, was im Land passiert«

Die Fälle der sogenannten falsos positivos gehören in Kolumbien zu den schlimmsten Staatsverbrechen der letzten 15 Jahre. Tausende Zivilisten wurden vom Militär verschleppt, ermordet und als tote Guerilleros präsentiert, um die Statistiken im Krieg gegen die Guerillagruppen aufzubessern. Ein Ende Juni erschienener Bericht von Human Rights Watch untersucht die Fälle zwischen 2002 und 2008 und belegt die Verwicklung ranghöchster Generäle. Luz Marina Porras Bernal kämpft seit sieben Jahren als Mitglied der »Madres de Soacha« (Mütter von Soacha) gegen die Straflosigkeit für die Mörder. Ihr Sohn war einer der 19 jungen Männer, die 2008 in der Stadt Soacha in der Provinz Cundinamarca von der Armee verschleppt und ermordet wurden. Sie ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten des Widerstands und nahm an den Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla Farc im kubanischen Havanna teil.

2015/28 Salvador Schavelzon im Gespräch über den Papstbesuch in Lateinamerika

»Franziskus ist ziemlich erfolgreich«

Am Sonntag hat Papst Franziskus seine mehrtägige Südamerikareise begonnen. Nicht nur Konservative, sondern auch viele Linke Lateinamerikas berufen sich auf den Katholizismus beziehungsweise das Christentum. Der Argentinier Salvador Schavelzon ist Kulturanthropologe. Er lehrt und forscht an der Universidade Federal de São Paulo (Brasilien) zu Staatsanthropologie, Plurinationalität und indigenem Kosmopolitismus. Mit ihm sprach die Jungle World über die Rolle der Kirche in Lateinamerika und ihr Verhältnis zu linken Regierungen sowie deren Verhältnis zu sozialen Bewegungen.

2015/27 Laurie Penny im Gespräch über Geschlechterrollen, die romantische Liebe und alltäglichen Sexismus

»Der Status quo ist unglaublich sexistisch«

Im Juni stellte die britische feministische Bloggerin und Autorin Laurie Penny in Deutschland ihr von Anne Emmert aus dem Englischen übersetztes Buch »Unsagbare Dinge. Sex, Lügen und Revolution« vor, erschienen in der Edition Nautilus. Mit der Jungle World sprach Penny über Feminismus, Geschlechterrollen, die romantische Liebe und sexistische Kontrollmechanismen.

2015/26 Dawn Cavanagh im Gespräch über die Lage von LGBTI in Afrika

»Lesben bekommen gesagt, sie seien nicht afrikanisch«

Dawn Cavanagh ist Geschäftsführerin der Coalition of African Lesbians (CAL) mit Hauptsitz in Südafrika. Die CAL ist mit 33 Mitgliedsorganisationen in 19 afrikanischen Ländern die größte LGBTI-Vernetzungsorganisation auf dem afrikanischen Kontinent. Die Organisation engagiert sich unter anderem für Lesben- und Frauenrechte, Sexarbeiterinnen, Frauen mit HIV und das Recht auf Abtreibung; sie unterstützt die länderübergreifende Zusammenarbeit gegen die Diskriminierung von LGBTI und ist auf internationaler Ebene bei den UN tätig. Im April 2015 wurde CAL der Beobachterstatus bei der Afrikanischen Kommission für Menschen- und Völkerrecht eingeräumt. Mit Cavanagh sprach die Jungle World über die Lage von LGBTI in Afrika.

2015/25 Uli Tomaschowski im Gespräch über Sprachkurse für Flüchtlinge

»Ziel ist es, die Isolation zu durchbrechen«

Die Situation von Geflüchteten in der deutschen Provinz ist häufig menschenunwürdig. Uli Tomaschowski rief daher das Projekt »Teachers on the road« ins Leben, vor allem Sprachkurse sollen dabei dazu dienen, die Lebensbedingungen von Flüchtlingen zu verbessern. Hunderte Menschen unterstützen deutschlandweit das Projekt. Mit der Jungle World sprach Tomaschowski über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer solchen Initiative, konkrete Solidarität und die diskriminierenden Gesetze in Deutschland.

2015/24 Peter Baleke Kayiira im Gespräch über »land grabbing« in Uganda

»Wir haben langen Atem bewiesen«

Im August 2001 vertrieb die ugandische Armee die Bewohner von vier Dörfern im Bezirk Mubende, weil die ugandische Regierung das Land an die Kaweri Coffee Plantation Ltd. verpachtet hatte. Dem Food First Informations- und Aktionsnetzwerk (FIAN) zufolge zählt diese Vertreibung zu den wenigen Fällen von land grabbing, die von Anfang an gut dokumentiert sind. Die Vertriebenen forderten ihre Rechte ein, im August 2002 verklagten sie die ugandische Regierung und die Firma Kaweri Coffee Plantation auf Entschädigung. 2013 kam es zu einem Urteil, gegen das das Unternehmen jedoch Berufung eingelegt hat. Kaweri ist eine Tochterfirma der Neumann Kaffee Gruppe (NKG) in Hamburg. Mit 46 Unternehmen in 28 Ländern beliefert der Konzern verschiedene Röster. Er zählt zu den größten Rohkaffeeproduzenten und -händlern weltweit. Die Jungle World sprach mit Peter Baleke Kayiira über den Stand des Verfahrens, die Strategien gegen den Landraub und die Arbeitsbedingungen auf der Kaffeeplantage. Er ist der Sprecher der Vertriebenen aus Mubende.

2015/23 Gabriele Winker im Gespräch über die »Care Revolution«

»Die Selbstsorge kommt zu kurz«

Die Sozialwissenschaftlerin Gabriele Winker lehrt und forscht an der TU Hamburg-Harburg und ist Mitbegründerin des Feministischen Instituts Hamburg sowie des bundesweiten »Netzwerks Care Revolution«. Im vergangenen Jahr war sie Mitorganisatorin der Aktionskonferenz »Care Revolution« in Berlin, bei dem verschiedene im Bereich sozialer Reproduktion tätige Gruppen und Personen zusammenkamen. Im März ist im Transcript-Verlag ihr Buch »Care Revolution. Schritte in eine solidarische Gesellschaft« erschienen. Mit Winker sprach die Jungle World über die Krise sozialer Reproduktion und die entstehende Care-Bewegung.