Interview

Kurt Georg Kiesinger
2015/21 Beate Klarsfeld im Gespräch über das Jagen von Nazis und den Front National

»Wir sind sehr besorgt«

Beate und Serge Klarsfeld haben gerade das Bundesverdienstkreuz erhalten. Ende März erschienen im Pariser Verlag Fayard ihre »Mémoires«. Mit Beate Klarsfeld sprach die Jungle World über das jahrelange Bemühen der Klarsfelds, NS-Täter doch noch vor Gericht zu bringen, und über den heutigen Antisemitismus.
2015/19 Martin Klingner im Gespräch über griechische Reparationsforderungen

»Deutschland ist der größte Schuldner Europas«

70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs müssen viele Opfer von NS-Verbrechen beziehungsweise deren Angehörige immer noch um Entschädigungen kämpfen. In Deutschland werden derzeit die Reparationsforderungen Griechenlands erneut diskutiert. Der Hamburger Rechtsanwalt Martin Klingner engagiert sich seit Jahren im AK Distomo dafür, dass Deutschland endlich zahlt. Im griechischen Distomo verübte die SS 1944 ein Massaker an der Dorfbevölkerung als Vergeltungsaktion für Partisanenangriffe. Mit Klingner sprach die Jungle World über die Debatte um Reparationen an Griechenland.

2015/18 Golden Misabiko im Gespräch über Atomkraft in Afrika

»Atomkraft ist für mich nicht verhandelbar«

Noch ist die Nutzung von Atomenergie in Afrika wenig verbreitet. Als zweites afrikanisches Land nach Südafrika will nun Ghana Atomkraftwerke bauen; die Zustimmung der Internationalen Atomenergiebehörde liegt bereits vor. Nigeria, Marokko, Kenia, Namibia, der Senegal und Uganda haben ähnliche Pläne. Der kongolesische Aktivist Golden Misabiko kämpft seit 20 Jahren gegen den Abbau von Uran und die Nutzung von Atomenergie auf dem afrikanischen Kontinent. Im vergangenen Jahr wurde Misabiko für seine Arbeit mit dem Nuclear-Free Future Award ausgezeichnet. Die Jungle World sprach mit ihm über seine jahrzehntelange Arbeit und den Abbau von Uran in der Demokratischen Republik Kongo.

2015/14 Nareen Shammo im Gespräch über die Verbrechen des IS an Yeziden im Irak

»Das Problem ist nicht nur der IS«

Als die Terrororganisation »Islamischer Staat« (IS) im August 2014 die überwiegend von Yeziden bewohnte irakische Region Sinjar eroberte und Tausende Frauen verschleppte, kündigte Nareen Shammo ihren Job als Journalistin, um sich der Befreiung der Entführten zu widmen. Sie sprach mit Parlamentariern in Europa, im Januar übergab sie dem Internationalen Strafgerichtshof Beweise für an Yeziden begangene Verbrechen. Im März wurde ihr für dieses Engagement der Clara-Zetkin-Frauenpreis der Linkspartei verliehen.

2015/13 Davi Amorim und Maíra Alves im Gespräch über soziale Ungleichheit in Brasilien

»Immer noch große soziale Ungleichheit«

Im Zuge des neusten Korruptionsskandals um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras kam es Mitte März in Brasilien zu Massenprotesten gegen die Regierung von Dilma Rousseff (siehe Seite 12). Es handelt sich um die größten Demonstrationen seit den Protesten von 2013 und 2014. Damals richteten sie sich teilweise auch gegen Korruption der Regierung, es gingen aber vor allem Mitglieder sozialer Bewegungen und linker Parteien mit konkreten Forderungen auf die Straße. Über die Entwicklungen seit den damaligen Protesten und die Unterschiede zu den heutigen sprach die Jungle World mit Davi Amorim, dem Pressesprecher der Müllsammlerbewegung MNCR, und mit Maíra Alves von der »Bewegung für einen kostenlosen Nahverkehr« in São Paulo, dem Movimento Passe Livre (MPL), der die Proteste 2013/2014 maßgeblich organisiert hat.

2015/12 Michael Mörth im Gespräch über die Menschenrechte in Guatemala

»Die Justiz ist weitgehend kontrolliert«

Vor zwei Jahren noch, als der Prozess gegen den ehemaligen Diktator Efraín Ríos Montt stattfand, gab es in Guatemala Hoffnung, das Justizsystem werde unabhängiger und Menschenrechtsverbrechen würden endlich verfolgt. Doch Guatemala entwickelt sich zum Narco-Staat und die Verteidigung von Grundrechten bleibt weiterhin gefährlich. Michael Mörth lebt seit mehr als 20 Jahren in Guatemala und war im ersten Prozess gegen Ríos Montt Nebenkläger. Der 62jährige Anwalt arbeitet in der wichtigsten Menschenrechtskanzlei des Landes, dem Bufete Juridico de Derechos Humanos (BDH). Mit ihm sprach die Jungle World über die Entwicklungen in Guatemalas Justizsystem.

2015/11 Ndao Mzimela und S´bu Zikode im Gespräch über die Kämpfe der Bewohner von informellen Siedlungen in Südafrika

»Wir werden uns wehren«

In Südafrika lebt immer noch fast ein Drittel der Bevölkerung in informellen Siedlungen. Der seit gut 20 Jahren regierende African National Congress (ANC) versteht sich als einziges legitimes Sprachrohr der Armen. Versuche von Landlosen, Arbeiterinnen, Arbeitern und Arbeits­losen, sich selbst zu organisieren, werden häufig mit brutaler Repression beantwortet. Die Jungle World sprach darüber mit Ndabo Mzimela und S’bu Zikode von Abahlali base­Mjondolo (AbM), der größten Basisorganisation von Bewohnerinnen und Bewohnern informeller Siedlungen in Südafrika. Die Mitglieder kämpfen für Wohnraum, Grundversorgung und gegen Räumungen und staatliche Repression.

2015/10 Alexander Bikbov im Gespräch über Meinungsfreiheit in Russland

»Angeblich von Feinden umzingelt«

Der Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo vor zwei Monaten löste auch in Russland Reaktionen aus. Die Jungle World sprach mit Alexander Bikbov über rechte Interpretationen, konservative Überreak­tionen und die Zustände in den russischen Medien. Bikbov ist Soziologe und beschäftigt sich als Forscher eingehend mit Fragen der Struktur öffentlicher Ordnung und mit gesellschaftlichen Bewegungen.

2015/09 Yassir Abdalla und Maissara Saeed im Gespräch über die Proteste sudanesischer Flüchtlinge in Deutschland

»Diese Diktatur muss gestürzt werden«

Am 11. Februar wurde die Botschaft der Republik Sudan in Berlin besetzt. Es war der bisher aufsehenerregendste Protest innerhalb Deutschlands, der sich gegen die seit 1989 bestehende islamistische Militärdiktatur unter Präsident Omar al-Bashir richtete. Wegen Völkermords liegt gegen Bashir ein Haftbefehl des Internationalen Gerichtshofs vor, der die Ermittlungen jedoch Ende 2014 wegen mangelnder internationaler Unterstützung eingestellt hat. Während Sudanesen aus Berlin vor der Botschaft Flugblätter verteilten, gelang es einer vom Refugee Protest Camp aus Hannover angereisten Gruppe, in das Gebäude einzudringen. Sudanesischen Flüchtlingen ist es nur in Niedersachsen erlaubt, einen Antrag auf Asyl zu stellen. Seit 2011 ist es für sie deutlich schwieriger geworden, als politische Flüchtlinge anerkannt zu werden, denn der Bürgerkrieg gilt mit der Anerkennung eines unabhängigen Südsudans durch die Regierung in Khartoum seither offiziell als beendet. Außerdem gebe es für politisch Verfolgte mit den UN-Flüchtlingscamps um Darfur eine inländische Fluchtalternative, heißt es seitens der Behörden. Die Jungle World sprach mit Yassir Abdalla und Maissara Saeed, die sich an der Botschaftsbesetzung in Berlin beteiligten, über die Opposition gegen das sudanesische Regime und den Kampf um politisches Asyl in Deutschland.

2015/08 Fabian Molina im Gespräch über die Migrationspolitik in der Schweiz

»Wir werden uns gegen Kontingente einsetzen«

Vor einem Jahr wurde in der Schweiz die Volksinitiative »Gegen Masseneinwanderung« der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei (SVP) knapp angenommen. Die Initiative fordert Kontingente bei der Einwanderung und einen Vorrang für Schweizerinnen und Schweizer auf dem Arbeitsmarkt. Beide Forderungen ver­stoßen gegen das Personenfreizügigkeitsabkommen mit der EU. Falls dieses aus­gesetzt wird, fallen auch die übrigen bilateralen Verträge. Vergangene Woche hat der Bundesrat erste Vorschläge zur Umsetzung der Initiative präsentiert. Zusammengefasst lauten sie: Kontingente für EU-Bürger ja, aber nur, wenn die EU diese der Schweiz zugesteht. Über die Schweizer Migrations- und Arbeitsmarktpolitik sprach die Jungle World mit Fabian Molina. Er studiert an der Universität Bern, ist Präsident der Jusos Schweiz und arbeitete früher als nationaler Jugendsekretär bei der Gewerkschaft Unia.