Interview

2015/07 Wayne Smith im Gespräch über die US-amerikanische Kuba-Politik

»Das Embargo ist überholt«

Seit einigen Wochen nähern sich die USA und Kuba diplomatisch wieder an. Die Jungle World sprach mit Wayne Smith über die Fortschritte und weiteren Aussichten dieses Prozesses. Von 1979 bis 1982 leitete er die US-Interessensvertretung in Havanna. Smith arbeitete wissenschaftlich zur US-Kubapolitik, zunächst an der John Hopkins University, später am Center for International Policy. Der 82jährige ist Zeitzeuge der kubanisch-amerikanischen Beziehungen und Mahner für Verständigung in Personalunion, heute ist er ein Kritiker der US-Embargopolitik.

2015/06 Biggi Wanninger im Gespräch über die Absage der Teilnahme eines Mottowagens zum Anschlag auf Charlie Hebdo am Kölner Karneval

»Über Satire kann man nicht abstimmen«

Das Festkomitee Kölner Karneval hat in der vergangenen Woche überraschend die Teilnahme eines Mottowagens am Rosenmontagszug abgesagt, der den Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo zum Thema hatte. Der Wagen zeigt einen Jecken, der einen Buntstift in den Gewehrlauf eines Jihadisten steckt. Die Jungle World sprach mit Biggi Wanninger über die politischen Implikationen dieser Entscheidung und Satire im Karneval. Sie ist seit 1999 Präsidentin der Kölner Stunksitzung. Die heute hochprofessionelle, alternative Karnevalssitzung begann 1984 als studentisches Projekt in scharfer Abgrenzung zum etablierten Karneval, den die Gründer als »Brauchtumsstalinismus« begriffen. Die Sitzung wird seit den neunziger Jahren vom WDR übertragen.

2015/05 Dietmar Bartsch im Gespräch über den Sieg von Syriza in Griechenland

»Natürlich habe ich gefeiert«

Dietmar Bartsch ist stellvertretender Vorsitzender der Fraktion »Die Linke« im Deutschen Bundestag. Mit ihm sprach die Jungle World am Montagmorgen über den Sieg von Syriza, deren Koalition mit der rechten Partei »Unabhängige Griechen« (Anel) und die Konsequenzen für die europäischen Linksparteien.

2015/04 Marc Weitzmann im Gespräch über Antisemitismus in Frankreich

»Angst, verdeckt durch political correctness«

Marc Weitzmann hat für tabletmag.com eine mehrteilige Serie über Antisemitismus und Islamismus in Frankreich verfasst und sprach mit der Jungle World über diese Themen. Als Journalist schreibt er regelmäßig für Le Monde und Le Maga­zine littéraire. Von seinen zehn Büchern ist »Mischehe« auch auf Deutsch erschienen.

2015/03 Norman Podhoretz im Gespräch über die Außenpolitik der USA

»Mir ging es um den Kampf der Ideen«

Der einstige Linke Norman Podhoretz, 1930 in New York City geboren, gilt als einer der wichtigsten Vordenker der neocons der USA. Er war mit Ronald Reagan befreundet, hatte enge Kontakte zu George W. Bush und war außenpolitischer Berater für die Präsidentschaftskampagne des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters Rudolph Giuliani 2008. In seinen Büchern und sonstigen Publikationen fordert Podhoretz vor allem eine offensive Außenpolitik, inbesondere ein militärisches Eingreifen gegen den Iran. Mit der Jungle World sprach er über seinen politischen Werdegang und die derzeitigen außenpolitischen Herausforderungen der USA.

2015/02 Oliver Rast im Gespräch über die Arbeit der Gefangenengewerkschaft GG/BO

»Die soziale Frage hinter Gittern aufwerfen«

Im Mai 2014 wurde in der JVA Tegel in Berlin die Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO) gegründet. Oliver Rast ist einer der Gründer und seit dem Ende seiner Haftzeit Sprecher der Gewerkschaft. Er ist seit Jahren in der radikalen Linken aktiv. 2011 wurde Rast wegen angeblicher Mitgliedschaft in der »militanten gruppe« zu eine dreieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Mit ihm sprach die Jungle World über die Arbeit der Gefangenengewerkschaft und Möglichkeiten der Organisation von Häftlingen.

2015/01 Mouctar Bah im Gespräch das Verfahren im Fall Oury Jalloh, der vor zehn Jahren in Polizeigewahrsam starb

»Das lässt einem keine Ruhe«

In Dessau starb am 7. Januar vor zehn Jahren Oury Jalloh in Polizeigewahrsam. Er verbrannte in seiner Zelle. Diensthabende Polizisten behaupteten, der an Händen und Füßen Gefesselte habe seine Matratze und sich selbst angezündet. Mehrere Prozesse endeten mit Freisprüchen oder lediglich Geldstrafen für die Beamten. Im April 2014 wurde nach einem neuen Gutachten, das privat in Auftrag gegeben worden war, ein neues Ermittlungsverfahren zur Klärung der Todesursache eingeleitet. Die Jungle World sprach mit Mouctar Bah, einem Freund Jallohs, der sich in der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh e.V. für eine Aufklärung des Falls engagiert, über die mühselige Aufarbeitung.
2014/51 Atilla Ara-Kovács im Gespräch über die ungarische Außenpolitik 

»Orbán ist sehr isoliert«

Seit Viktor Orbán 2010 zum zweiten Mal Ministerpräsident Ungarns wurde, ist das Land unter seiner Regierung nach rechts gerückt. International gerät es immer wieder in die Kritik. Atilla Ara-Kovács ist der außenpolitische Sprecher der ungarischen Oppositionspartei Demokratische Koalition (DK) des ehemaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány. Im Europaparlament gehört die DK der sozialdemokratischen Fraktion an. Ara-Kovács hat Philo­sophie studiert und als Diplomat und Publizist gearbeitet. Mit ihm sprach die Jungle World über außenpolitische Fehler und Korruption unter Orbán.

Christian Bayerlein, Touch Me Not
2014/51 Christian Bayerlein im Gespräch über Sexualität und Behinderung

»Ich bin ein bisschen schamlos«

Christian Bayerlein bezeichnet sich als »Sex-Nerd« und schreibt auf seinem Blog kissability.de über Sex. Im Zeitalter des Web 2.0 nicht weiter ungewöhnlich, wären da nicht Rollstuhl, krummer Körper und hochgradiger Assistenzbedarf. Behinderte Menschen sind asexuelle Neu­tren – das ist das gesellschaftliche Bild, mit dem Bayerlein bricht. Offenbar war das zu viel der Inklusion für die Koblenzer CDU, die vergangene Woche seine Wiederwahl als städtischer Behindertenbeauftragter im Stadtrat verhinderte. Fünf Jahre lang hatte er diesen ehrenamtlichen Posten inne und bislang keinen Gegenkandidaten. Bayerlein hat mit der »Jungler World« gesprochen.
2014/48 Anastasia Denisova im Gespräch über rassistische Gewalt in Russland

»Für rassistische Täter herrscht nahezu Straflosigkeit«

Anastasia Denisova aus Moskau arbeitet in der NGO Civic Assistance Committee (CAC), die seit 1990 vor allem Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten unterstützt. Vor kurzem war sie Referentin in Berlin, bei einer Veranstaltung von der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« zum Umgang von Gesellschaft und Staat mit rassistischer Gewalt. Mit ihr sprach die Jungle World über die Zunahme rassistischer Übergriffe in Russland.