Interview

2014/47 Matthias Coers und Grischa Dallmer im Gespräch über die deutsche und internationale Mieterbewegung

»Man ist sich näher, als es oft erscheint«

Der Kampf um das »Recht auf Stadt« und gegen Zwangsräumungen wird in vielen Ländern geführt. Inzwischen gibt es auch Versuche transnationaler Vernetzung der Mieterbewegung. Der Filmemacher Matthias Coers und der Politikwissenschaftler Grischa Dallmer sind seit Jahren in der Berliner Mieterbewegung aktiv, haben die Veranstaltungsreihe »Wohnen in der Krise« mitgestaltet und an dem Film »Mietrebellen« mitgearbeitet. Mit ihnen sprach die Jungle World über Wohnungskrisen, Widerstand und internationale Organsiation.

2014/46 Rafael Puente Calvo im Gespräch über die Erfolge und Versäumnisse des bolivianischen Präsidenten Evo Morales

»Nicht nur in Beton investieren«

In Bolivien wurde der amtierende Präsident Evo Morales von der Partei Bewegung zum Sozialismus (MAS) bei der Präsidentschafts­wahl am 12. Oktober mit 61,04 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Aufgrund seiner unternehmerfreundlichen Politik werden er und der MAS jedoch mittlerweile von einigen Linken kritisiert (Jungle World 41/2014). Der ehemalige Jesuit Rafael Puente Calvo (74) war Abgeordneter des MAS und stellvertretender Innenminister unter Morales. Inzwischen ist er einer der prominentesten linken Kritiker der Regierung. Er leitet eine alternative Schule nahe Cochabamba und moderiert eine Fernsehsendung. Mit ihm sprach die Jungle World über die Erfolge und Versäumnisse der Regierung Morales.

2014/45 Ismail Küpeli im Gespräch über den Aufstieg des Islamischen Staats

»Türkei duldet IS-Strukturen«

Der Islamische Staat (IS) ist immer noch nicht geschlagen. Doch wie konnte er überhaupt so mächtig werden? Die Jungle World sprach mit Ismail Küpeli über die Bedeutung Syriens und der Türkei für den Aufstieg des IS. Küpeli ist Politikwissenschaftler, Aktivist und Autor. Er beschäftigt sich mit der autoritären Entwicklung in der Türkei unter der AKP-Regierung und der Politik des türkischen Staates gegenüber der kurdischen Bevölkerung.

2014/44 Mamadou Lamine Bah und Aboubacar Souaré im Gespräch über die Ebola-Epidemie in Guinea

»Ebola ist der Zünder tiefgreifender Konflikte«

In Guinea herrschte bis 2010 eine Militärdiktatur. Derzeit wird das Land vor allem von der Ebola-Epidemie hart getroffen. Die 1990 gegründete Menschenrechtsgruppe »Organisation Guinéenne de Défense des Droits de l’Homme et du Citoyen« (OGDH) hat sich den Erhalt des Friedens in Guinea durch die Entwicklung von Konfliktverarbeitungsstrategien als Ziel gesetzt. Mit Unterstützung des Weltfriedensdienstes sollen unter anderem guineische Sicherheitskräfte in der Wahrung der Menschen- und Bürgerrechte trainiert werden. Der Soziologe und Journalist Mamadou Lamine Bah und der Soziologe Aboubacar Souaré sind Mitbegründer von OGDH. Mit ihnen sprach die Jungle World über die Ebola-Krise und weitere Gefahren für die Menschen in Guinea.

2014/43 Alfredo Molano über den Friedensprozess in Kolumbien

»Die sozialen Konflikte und die Gewalt werden bleiben«

Am 24. Oktober soll die 30. Runde der Friedensgespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (Farc) stattfinden. Seit November 2012 verhandeln Vertreter beider Seiten im kubanischen Havanna über ein Ende des Jahrzehnte währenden bewaffneten Konflikts. Eine Geschichtskommission, die von den Farc und der Regierung einberufen wurde, soll über die Ursachen des Konflikts aufklären. Eines der Mitglieder der Kommission ist Alfredo Molano. Der 70jährige ist Schriftsteller und Soziologe. Er hat zahlreiche Bücher über das Leben der Menschen auf dem Land und die Guerillagruppen in Kolumbien geschrieben. In der Tageszeitung El Espectador veröffentlicht er wöchentlich eine Kolumne. Mit ihm sprach die Jungle World über die Gründe des Konflikts in Kolumbien, die kolumbianische Linke und die Aussicht auf Frieden.

2014/42 Mohamed Kamel Gharbi im Gespräch über die anstehenden Parlamentswahlen in Tunesien

»Terrorismus von innen«

Am 26. Oktober wählen die Tunesierinnen und Tunesier ein neues Parlament, das die bereits seit 2011 amtierende verfassungsgebende Versammlung ablösen soll. Doch die Vorbereitung der Wahlen und der Demokratisierungsprozess in Tunesien gestalten sich mitunter schwierig. Über die Pro­bleme sprach die Jungle World mit Mohammed Kamel Gharbi, dem Vorsitzenden von Ofiya, einem Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen zur Beobachtung der Wahlen.

2014/41 Talíria Petrone im Gespräch über die Wahlen in Brasilien und gesellschaftliche Demokratisierung

»Eine Revolution scheint nicht in Reichweite«

Am 5. Oktober fand in Brasilien die erste Runde der Präsidentschaftswahl statt (Jungle World 40/2014). Die amtierende Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei (PT) muss in einer Stichwahl am 26. Oktober gegen Aécio Neves vom PSDB antreten. Die einst aus dem PT ausgetretene Präsidentschaftskandidatin Marina Silva schaffte es überraschend nicht in die Stichwahl. Abgeordnete und Gouverneure wurden ebenfalls am 5. Oktober gewählt. Kritik an der PT-Regierung kommt auch von links. 2003 wurden beim Streit um eine wirtschaftsliberale Rentenreform vier Mitglieder aus dem PT ausgeschlossen, einige Monate später gründeten sie die Partei für Sozialismus und Freiheit (P-Sol). Derzeit stellt die Partei unter anderem vier Abgeordnete im Bundeskongress und weitere 50 auf regionaler und lokaler Ebene. Die Schatzmeisterin des P-Sol, Talíria Petrone, sprach mit der Jungle World darüber, wie die Partei durch die Teilnahme an Wahlen gesellschaftliche Debatten in Brasilien anstoßen will.

2014/38 Josef Hader im Gespräch über österreichischen Humor

»Ich teile den Humor lieber in gut und schlecht«

Wem Josef Hader nur von der Bühne her vertraut ist, kennt ihn vermutlich als ­liebevollstes Arschloch, das Österreich jemals hervorgebracht hat. Er gilt als berühmtester österreichischer Kabarettist – oder wie er es nennt: »Weltberühmt außerhalb von Österreich.« Seine Bühnenprogramme leben von verschluckten Lachern und entlarvenden Pointen. Von ihm will sich die Jungle World den österreichischen Humor erklären lassen.

2014/34 Anthony Lyamunda im Gespräch über die Proteste gegen den Uranabbau in Tansania

»Langfristig eine gesundheitliche Bedrohung«

Im Juni 2012 wurde einem Teilgebiet des Selous Game Reserve in Tansania von der Unesco der Status als »Weltnaturerbe« wieder entzogen – auf Drängen der tansanischen Regierung, denn in dem Gebiet sollen Bodenschätze erschlossen werden. Die Konzessionen zum Abbau der dortigen Uranvorkommen sind bereits vergeben, die Minengesellschaft zögert aber mit dem Beginn, unter anderem, weil der Preis für Uran gefallen ist. Auch in Bahi, einem Reisanbaugebiet im Zentrum des Landes, wurden größere Uranvorkommen ausgemacht, die Probebohrungen sind abgeschlossen. Es gibt in Tansania jedoch auch Kritik am Uranabbau. Anthony Lyamunda ist Leiter der Organisation Civil Education is the Solution for Poverty and Environmental Management (CESOPE). Er sprach mit der Jungle World über die Schwierigkeiten, den Uranabbau in Tansania aufzuhalten.

2014/33 Hiwa Bahrami im Gespräch über den Kampf gegen Isis in Irakisch-Kurdistan

»Humanitäre Hilfe ist zu wenig«

Im kurdischen Autonomiegebiet des Nord­irak kämpfen derzeit verschiedene Truppen gegen den Vormarsch der islamistischen Terrororganisation »Islamischer Staat im Irak und Syrien« (Isis, siehe Seite 12). Die Jungle World sprach telefonisch mit Hiwa Bahrami über die Bedeutung des Konflikts für die Region und dessen Folgen. Er ist Repräsentant der Democratic Party of Iranian Kurdistan (PDKI) in Deutschland und Österreich. Die PDKI ist mit ihren Truppen an den Kämpfen gegen Isis im Nordirak beteiligt.