Interview

2010/24 Christian Pfeiffer über gewalttätige muslimische Jugendliche und Aufklärungstendenzen im Islam

»Das wird sich ändern«

Eine Studie zur Jugendgewalt zeigt, dass muslimische männliche Jugendliche um so mehr zur Gewalt neigen, je religiöser sie sind. Bei christlichen Jugendlichen gilt der Studie zufolge das Gegenteil. Verfasser der Untersuchung ist Christian Pfeiffer, Vorsitzender des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und ehemals niedersächsischer Justizminister.

2010/23 Benjamin Krüger im Gespräch über die Debatte in der Partei »Die Linke« nach der israelischen Militäraktion vor Gaza

»Das Misstrauen wächst«

Benjamin Krüger engagiert sich im »Bundesarbeitskreis Shalom«, der sich innerhalb der Partei »Die Linke« als Plattform gegen Antisemitismus und Antizionismus versteht.

2010/22 Reto Mantz im Gespräch über nicht-kommerzielle Funknetzwerke

»Es wird immer enger«

Der Jurist Reto Mantz promovierte über die juristischen Aspekte von offenen Netzwerken und ist Mitglied in der Freifunk-Community, die sich für nicht-kommerzielle Funknetzwerke einsetzt. Zur Herstellung solcher Netzwerke stellen Nutzer ihren W-Lan-Router für den Datentransfer anderer Teilnehmer zur Verfügung. Fremden den Zugriff auf den eigenen Internetzugang zu erlauben, ist jedoch nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshof riskant. Wer zulässt, dass andere über den eigenen Anschluss etwa illegal Musik herunterladen, macht sich unter Umständen strafbar.

2010/21 Pinar Selek im Gespräch über die Konstruktion von Männlichkeit im türkischen Militär

»Das ist ein Komplott«

Die türkische Soziologin Pinar Selek hat in ihrem Buch »Zum Mann gehätschelt, zum Mann gedrillt« anhand von Interviews untersucht, wie die türkische Armee die männliche Sozialisation prägt. Ihre soziologischen Recherchen und ihr feministisches und antimilitaristisches Engagenment haben die Autorin bereits in große Gefahr gebracht. Sie erhielt zahlreiche Drohungen türkischer Faschisten, und der oberste Gerichtshof der Türkei beschuldigt sie, einen Terroranschlag verübt zu haben.

2010/20 Thomas Gurrath, ein Metalhead, erzählt, warum er Ethiklehrer werden will und das nicht darf

»Es bringt nichts, das zu erklären«

Würden Sie diesem jungen Mann Ihre Kinder anvertrauen? Thomas Gurrath, Frontmann der Band »Debauchery«, wollte in Baden-Württemberg Ethiklehrer werden. Doch die Schulleitung des Hegel-Gymnasiums Stuttgart-Vaihingen, an dem er sein Refendariat absolvierte, stieß auf seine Band und die dazugehörigen Death-Metal-Videos. Die Schuldirektion und das Regierungspräsidium Stuttgart zeigten sich schockiert und legten ihm die Kündigung nahe. Gibt es jetzt Berufsverbote wegen Geschmacksvergehen?

2010/19 Rafael Menjivar Saavedra im Gespräch über die Jugendbanden in El Salvador

»Gerechtigkeit ist hier nicht vorgesehen«

Am 18. Mai findet in Madrid das sechste internationale Gipfeltreffen der Europäischen Union und der Länder Mittelamerikas statt. Dort soll ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und der zentralamerikanischen Freihandelszone Cafta beschlossen werden. Die sozialen Bewegungen Lateinamerikas protestieren gegen das Abkommen. Unter ihnen auch Rafael Menjivar Saavedra, der als Journalist und Geistlicher für die Öffentlichkeitsarbeit der Lutheranischen Kirche in El Salvador zuständig ist und die Kirche in verschiedenen Organisationen wie der Bewegung für Frieden und soziale Gerechtigkeit (Movimiento Popular por la Paz y la Justicia Social) vertritt.

2010/18 Wolfgang Kaleck im Gespräch über die juristischen Ermittlungen in der Kunduz-Affäre

»Das ist ein Geheimprozess«

Wolfgang Kaleck ist Rechtsanwalt und Generalsekretär des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR). Zusammen mit Karim Popal und Bernhard Docke vertritt er 79 Fami­lienangehörige von afghanischen Opfern des Bombardements auf zwei Tanklaster in der Provinz Kunduz im September 2009, für das der Bundeswehr-Oberst Georg Klein verantwortlich ist. Die Bundesanwaltschaft hat am vorvergangenen Montag entschieden, die Ermittlungen gegen Klein einstellen zu lassen.

2010/17 Janet Afary im Interview über die Frauenbewegung im Iran

»Im Krieg trugen Frauen sogar Waffen«

Janet Afary ist Historikerin für neuere iranische Geschichte und Professorin für Religionswissenschaften und feministische Studien an der Universität Santa Barbara in Kalifornien. Die im Iran geborene Wissenschaftlerin hat mehrere Bücher zu politischen und gesellschaftlichen Themen veröffentlicht. Ihr neuestes Buch »Sexual Politics in Modern Iran« beschäftigt sich unter anderem mit der iranischen Frauenbewegung. Die Jungle World sprach mit ­Janet Afary über ihre Auffassung von Feminismus und die Rolle der Frauen in der Oppositionsbewegung im Iran.

2010/17 Moishe postone im Gespräch über Zionismus, Antisemitismus und die Linke

»Die mysteriöse Macht des Kapitals wird den Juden zugeschrieben«

Moishe Postone lehrt Geschichte an der Universität Chicago. Neben seiner Arbeit zu Marx’ Kritik der politischen Ökonomie hat er eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Theorien zum »linken Antisemitismus« gespielt, die untersuchen, in welcher Weise Positionen linker Gruppen, insbesondere deren Kritik an Israel, auf Feindschaft gegen Juden gründen oder diese bestärken können. Im Gespräch äußert sich Moishe Postone über Zionismus, Antisemitismus und die Linke.

2010/15 Fernando Ramos Arenas erklärt im Gespräch die Bedeutung des Begriffs »Interpassivität«

»Man nimmt Filme auf, um sie nicht zu sehen«

Mehr Filmminuten auf der Festplatte als verfügbare Restlebenszeit? Egal, sagt sich der postmoderne Cinephile. Hauptsache, man hat sie alle, vom Klassiker bis zum allerspeziellsten Splatterfilm. Spielt nach der digitalen Revolution das Filme-Ansehen in der Cinephilie überhaupt noch eine Rolle? Der Medienwissenschaftler Fernando Ramos Arenas (28), der an der Univer­sität Leipzig zu Medientheorie und Medienkultur, Medienkritik und Filmtheorie forscht, sprach im Februar auf der Leipziger Tagung »Wir sind nie aktiv gewesen« über den Zusammenhang von »Interpassivität« und »Filmleidenschaft«.