Interview

2009/27 Claudio Albertani im Gespräch über soziale Bewegungen in Mexiko

»Mexiko ist ein interessantes Laboratorium«

Am Sonntag wird in Mexiko auf kommunaler und bundesstaatlicher Ebene ein Teil der gewählten Vertreter neu bestimmt. Neue oder alte Mehrheiten in den Rathäusern und dem Parlament werden darüber mitentscheiden, wie groß der politische Handlungsspielraum der regierenden rechtskonservativen Partei der Nationalen Aktion (Pan) künftig sein wird. Der Autor, Übersetzer und Wissenschaftler Claudio Albertani war aktiver Unterstützer der operaistischen Bewegung Italiens. Seit 1979 lebt er in Mexiko, wo er sich als Übersetzer von Victor Serge und als unbequemer Chronist sozialer Bewegungen einen Namen gemacht hat. Er ist ständiges Mitglied der internationalen Menschenrechtskommission CCIODH. Zuletzt erschien von ihm die Essaysammlung »El espejo de México. Crónicas de bar­barie y resistencia«.

2009/26 Wolfgang Schaumberg im Gespräch über Opel und die Gewerkschaft

»Wir sagen nicht, Opel muss bleiben«

Wolfgang Schaumberg war 30 Jahre Lagerarbeiter bei Opel Bochum und 25 Jahre Mitglied des Opel-Betriebsrats. Heute ist er in Rente und engagiert sich weiterhin in der gewerkschaftsoppositionellen Betriebsgruppe »Gegenwehr ohne Grenzen«.

2009/25 Hubertus Buchstein im Gespräch über den Erfolg der NPD bei den Kommunalwahlen im Osten

»Das schreckt die Wähler ab«

In Sachsen konnte die NPD in den jüngsten Kommunalwahlen die Zahl ihrer Sitze mehr als verdreifachen, in Mecklenburg-Vorpommern hat sie nun 60 Sitze in den Kommunalparlamenten. In Thüringen erhielt die Partei 21 Mandate, in Sachsen-Anhalt steigerte sie sich von vier auf 19 Sitze. Der Politikwissenschaftler Hubertus Buchstein lehrt und forscht an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Er ist u.a. Mitherausgeber der Studie »Die NPD in den kommunalen Parlamenten Mecklen­burg-Vorpommerns« und der Broschüre »Kein Platz für Rechtsextremisten in Kom­munalparlamenten«. In diesem Semester leitet er das Hauptseminar »Die NPD bei den Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern 2009«.

2009/24 Im Gespräch mit Sister Fa über Frauen und HipHop im Senegal

»Die jungen Leute sind unsere Zukunft«

»Sarabah – Tales from the Flipside of Paradise« heißt die erste internationale Veröffentlichung der senegalesischen Rapperin Sister Fa, die im Mai erschienenen ist. Die seit drei Jahren in Berlin ansässige 27jährige singt in Wolof, Mandingo, Jola und Französisch über das Leben von Frauen und Soldaten im Senegal, über Aids, Politik und ihre persönlichen Erfahrungen. Ihre Songs spiegeln die reichhaltige Kultur des west­afrikanischen HipHop, in der sich westliche und afrikanische Einflüsse vereinen.

2009/23 Shaheen Dill-Riaz im Interview über seinen Film »Korankinder« und das Leben in Koranschulen in Bangladesh

»Eine Todsünde ist Filmen nicht«

Shaheen Dill-Riaz wurde 1969 in Dhaka, Bangladesch, geboren. Er war Mitorganisa­tor des International Short Film Festival Dhaka und arbeitete als Filmjournalist. Nach einem Studium der Kunstgeschichte an der FU Berlin begann er 1995 ein Kame­ra­­studium an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg. Bekannt wurde er mit dem Do­kumentarfilm »Eisenfresser« über Arbeiter auf einer Werft in Chittagong. Für seinen neuen Film »Korankinder« drehte er in den Schulen, in denen die 6 234 Verse des Koran auswendig gelernt werden, den Madrassas. Sie gelten teils als Kaderschmie­den des islamistischen Terrors. »Korankinder« startet am 4. Juni in den deutschen Kinos.

2009/22

»Homosexualität gilt als sexuelle Störung«

Kamilia Manaf ist die Gründerin des indonesischen »Institut Pelangi Perempuan«, einem Zusammenschluss jugendlicher Les­ben. Für Lesben und Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT) ist es nicht ungefährlich, in der konservativen und islamisch geprägten Gesellschaft Indonesiens öffentlich aufzutreten. Seit der Einführung des so genannten »Anti-Pornographie-Gesetzes« im Dezember 2008 und Sharia-Verordnungen in vielen Regionen riskieren Lesben, Schwule und Transgender, kriminalisiert und eingesperrt zu werden.

2009/21 Freddy Pulecio im Interview über Arbeiterrechte und Repression gegen Gewerkschafter in Kolumbien

»Regierungen und Investoren wissen Bescheid«

Freddy Pulecio ist Mitglied der kolumbianischen Gewerkschaft der Erdölarbeiter (USO). Wegen seines gewerkschaftlichen Engagements wurden kolumbianische Para­militärs auf ihn aufmerksam. Nachdem er aufgrund von falschen Zeugenaussagen 18 Monate wegen »Verdachts auf Rebellion« im Gefängnis gesessen und dort einen Mordversuch überlebt hatte, flüchtete Pulecio nach seiner Freilassung nach Europa. Seit 2007 lebt er in Brüssel und setzt sich von dort aus für Arbeiterrechte in Kolumbien ein.

2009/20 Interview mit Pink Rabbit über Deutschland im Gedenkjahr 2009

»Meine Spezies ist staatenlos«

Selbst Kai Diekmann, der Chefredakteur der Bild-Zeitung, musste als Laudator in der Ausstellung »60 Jahre – 60 Werke« schon seine Bekanntschaft machen: Das Pink Rabbit taucht im Jubiläumsjahr 2009, in dem die Bundesrepublik ihr 60jähriges Bestehen begeht, mit Vorliebe ohne Einladung dort auf, wo Deutschland sich selbst feiert, und verdirbt den geladenen Gästen die Laune. Der Plüschhase ist »gegen Deutschland« und Symbolfigur einer antinationalen Kampagne, die von der »Naturfreundejugend Berlin« zu dem Zweck angestoßen wurde, an den »wilden Geschichtskonstruktionen Kritik zu üben«. Zudem nahm das Pink Rabbit an der »Gala der politischen Aktionen« teil, die von der Taz veranstaltet wurde.

2009/19 Gespräch über Brothers Keepers, Nazis und die deutsche Justiz

Tibor Sturm aka Quiet Storm: »Ich kann nicht mehr diese soften Mellow-Dinger machen«

Der Rapper Tibor Sturm aka »Quiet Storm« ist Mitglied des antirassistischen Musikprojekts »Brothers Keepers«. 2005 wurde der kampfsporterfahrene Musiker in Nürnberg von sechs Neonazis angegriffen, setzte sich zur Wehr und verletzte dabei ­einen der Angreifer. Fast drei Jahre später wurde er wegen angeblichem Notwehr­exzess zu sieben Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

2009/18 Înterview mit James Shikwati über Entwicklungshilfe, freien Markt und freie Wahl

»Die Krise ist gut für Afrika«

Der kenianische Ökonom James Shikwati ist Gründungsdirektor des »Inter Region Economic Network« (IREN), eines marktliberalen Think Tanks für den wirtschaftlichen Fortschritt Afrikas. Er ist strikter Gegner von Entwicklungshilfe.