Interview

2008/22 José Luis Campos im Gespräch über Kindersoldaten in Kolumbien

»Das Recht, Kind zu sein, ist ein echtes Privileg in Kolumbien«

Vergangene Woche wurde der »Child Soldiers Global Report 2008« der internationalen »Coalition to Stop the Use of Child Soldiers« vorgestellt. Weltweit werden schätzungsweise 250 000 bis 300 000 Mädchen und Jungen als Kindersoldaten zwangsrekrutiert. Der Philosoph und Theologe José Luis Campos lebt seit 34 Jahren in Kolumbien, wo er die Kinderhilfsorganisation Benposta gegründet hat.

2008/21 Gespräch mit Predrag Azdejkovicüber über den Eurovision Song Contest in Belgrad und Homophobie in Serbien

»Die Mehrheit der queeren Serben ist nationalistisch«

Am kommenden Samstag wird in Belgrad der Eurovision Song Contest stattfinden. Die serbische Lesbe Marija Serifovic gewann im vergangenen Jahr den Wettbewerb. Ho­mo­sexuelle leben in Belgrad allerdings gefährlich. Seitdem die erste Gay Pride Parade in Belgrad 2001 gewaltsam angegriffen wurde, kam es dort mangels öffent­licher Unterstützung nie wieder zu einer schwulen Parade. Predrag Azdejkovic ist Gründer der Belgrader Gruppe Queeria, die Veranstaltungen und Aktionen organisiert (queeriacentar.org) und seit 2001 ein Netzmagazin (queeria.com) betreibt.

2008/20 Heike Wiese im Gespräch über »Kiezdeutsch«

»Kiezdeutsch hat eine eigene Grammatik«

Schon längst hat die Kulturindustrie »Kanak Sprak« zu einem Verkaufsschlager gemacht. Seit diesem Jahr ist »Kiezdeutsch« auch ein akademischer Forschungsgegenstand. An der Universität Potsdam leitet Heike Wiese das Sonderforschungsprojekt »Grammatische Reduktion und informa­tionsstrukturelle Präferenzen in einer kon­taktsprachlichen Varietät des Deutschen: Kiezdeutsch«. Ziel des Projekts ist es unter anderem nachzuweisen, dass Kiezdeutsch grammatikalisch korrektes Deutsch ist und eine Bereicherung der deutschen Sprache darstellt.

2008/19 Gespräch mit Karsten Voigt, SPD-Politiker

»Alles änderte sich im Juni 1967«

Karsten Voigt (67) ist Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit. Er war von 1969 bis 1972 Bundesvorsitzender der Jusos. Bis 1973 war er Vizepräsident der International Union of Socialist Youth.

2008/18 Katja Kipping im Gespräch über Israel und den ausbleibenden Generationswechsel bei der Partei »Die Linke«

»Spießertum kann man überall finden«

Ende Mai wählt die »Die Linke« einen neuen Vorstand. Oskar Lafontaine und Lothar Bisky werden erneut als Vorsitzende antreten. Teile der Partei werben dafür, dass Sahra Wagenknecht, die für den tradi­tionsmarxistischen Flügel der Partei steht, Stellvertreterin werden soll. Eine von vier Stellvertreterinnen ist derzeit die 30jährige Leipzigerin Katja Kipping. Sie ist sozialpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion und seit neuestem auch Mitherausgeberin des Magazins Prager Frühling, dessen erste Ausga­be Mitte Mai erscheint.

2008/17 Volker Ratzmann im Gespräch über Schwarz-Grün in Hamburg

»Aus Spannungsverhältnissen entwickelt sich die Gesellschaft«

Hamburg steht vor einer schwarz-grünen Regierung, die Stimmen mehren sich, diese Option auch auf Bundesebene in Erwägung zu ziehen. Zweidrittel der Wählerinnen und Wähler von CDU und Grünen würden dies einer Umfrage zufolge begrüßen. Volker Ratzmann ist Fraktionsvorsitzender der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Er ist als Nachfolger des im November aus dem Amt scheidenden Bundesparteivorsitzenden Reinhard Bütikofer im Gespräch. Der 48jährige Ratzmann ist seit 2001 Fraktionsvorsitzender in Berlin mit dem Schwerpunkt Rechts- und Innenpolitik. Er ist Rechtsanwalt und betreute viele Mandanten aus der linken und linksradikalen Szene, er ist der Verteidiger des Berliner Stadtsoziologen Andrej Holm, dem die Bundesanwaltschaft Mitgliedschaft in der »Militanten Gruppe« vorgeworfen hat. Zuletzt reichte Ratzmann eine Verfassungsklage ein gegen die Vorschrift, dass nachziehende Ehepartner vor der Einreise nach Deutschland einen Sprachtest nachweisen müssen. Jungle World sprach mit Ratzmann auf dem Landesparteitag der Grünen am Wochenende in Berlin, wo Schwarz-Grün auch ein Thema war.

2008/16 Gespräch mit Marc Willers, Rechtsanwalt und Mitglied von Friends, Families and Travellers

»Es geht zu wie auf dem Pferdemarkt«

Die britische Organisation Friends, Families and Travellers bemüht sich um das Ende von Rassismus und Diskriminierung gegen Gypsies und andere so genannte Travellers. Immer wieder werden Lagerplätze von Gypsies von den lokalen Behörden geräumt, obwohl die britische Regierung dazu aufgefordert hat, den Gypsies genügend Flächen zur Verfügung zu stellen. Marc Willers ist Rechtsanwalt in London und vertritt seit Jahren die Rechte von Gypsies, Asylbewerbern und Flüchtlingen in Großbritannien. Zusammen mit Chris Johnson hat er das Buch »Gypsy and Traveller Law« verfasst.

2008/15 Interview mit Souleymane Ndiaye, Verbrauchervereinigung Senegals

»Wir sind keine Abenteurer«

Der Slogan »Contre la vie chère« (»Gegen das teure Leben«) verbindet derzeit die Proteste in vielen Ländern des französischsprachigen Afrika. Am 30. März organisierte die Association des consommateurs du Sénégal (Ascosen) eine Demonstration gegen den Anstieg der Lebenshaltungskosten in der senegalesischen Haupt­stadt Dakar. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und staatlichen Sicherheitskräften. Die Demonstration wurde aufgelöst. Ascosen ist die älteste Verbrauchervereinigung im Senegal und wurde 1989 gegründet. Souleymane Ndiaye ist der Exekutivsekretär der Organisation.

2008/14 Interview mit Mohamed Mouha, Sprecher von Mémoire Collective, Marokko

»Die vergangenen zwei Monate waren die Hölle«

Am 14. Februar 2008 wurde in der nordmarokkanischen Stadt Al Hoceima eine berberisch-jüdische Freundschaftsorganisation mit dem Namen Addakira Almouch­taraka (Mémoire Collective) gegründet. Sie ist die erste marokkanische Vereinigung, die den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Bekämpfung des Antisemitismus legt. Bereits nach Bekanntgabe der anstehenden Gründung im Januar wurden die Beteiligten von Islamisten, Pan-Arabisten und von staatlicher Seite attackiert und bedroht. In Kürze soll die Organisation über die Web­seite www.memoirecollective.net erreichbar sein.