Interview

2008/32 Ein Gespräch mit Wesley J. Smith über Menschen und Karotten, Veganismus und Tierrechtsterroristen

»Der Mensch wird als Feind des Planeten betrachtet«

In den USA fehlt Wesley J. Smith in kaum einer Talkshow oder Radiosendung, die sich mit Biotechnologie, Sterbehilfe oder der Tierrechtsbewegung befasst. Er ist ­einer der bekanntesten Kritiker dieser Bereiche und sieht sowohl in Umweltschützern als auch im Veganismus eine Bedrohung für den Wert des menschlichen Lebens. Smith ist Senior Fellow am Discovery Institute, Berater des Center for Bioethics and Culture und Anwalt der International Task Force on Euthanasia and Assisted Suicide. Er schreibt für alle großen amerikanischen Zeitungen und hat mehrere Bücher verfasst.

2008/31 Interview mit Mohammed Saif-Alden Wattad über das Selbstverständnis arabischer Israelis im jüdischen Staat Israel

»Manchmal arbeitet die Zeit gegen uns«

Zehntausende Palästinenser kommen täglich mit einer Arbeitserlaubnis in den jüdischen Teil Jerusalems. Am 2. Juli tötete dort ein Palästinenser mit einem Bagger drei Menschen, 45 weitere wurden verletzt. Vorige Woche kam es zu einer fast identischen Attacke, bei der 16 Menschen verletzt wurden. Über das Zusammenleben von Arabern und Juden in Israel wird nicht nur wegen der Attentate immer wieder diskutiert, sondern auch, weil die Konstitution Israels als »jüdischer Staat« in den Nahost-Verhandlungen eine große Rolle spielt, vor allem bei der Frage nach dem so genannten Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge. Beim Gipfel der Mittelmeer-Union Mitte Juli in Paris musste die Schluss­erklärung um­geschrieben werden, weil die palästinensische Delegation das Wort »Nationalstaat« für Israel nicht gelten lassen wollte. Dr. Mohammed Saif-Alden Wat­tad ist arabischer Israeli und derzeit Visiting Scholar am Max-Planck-Institut für Ausländisches und Internationales Straf­recht in Freiburg.

2008/30 Ein Gespräch mit Denis Goldberg über den ANC, Apartheid und Revolution

»Es war keine sozialistische Revolution«

Weltweit wurde am Freitag voriger Woche der 90. Geburtstag von Nelson Mandela begangen. An den Feierlichkeiten in Deutschland beteiligte sich auch sein politischer Weggefährte Denis Goldberg. Gemeinsam mit Mandela und weiteren Mitstreitern vom ANC (African National Congress) stand Goldberg 1964 vor Gericht, weil er sich am bewaffneten Kampf gegen das Apartheid-Regime in Südafrika beteiligt hatte. Er ver­brachte 22 Jahre im Gefängnis und ging nach seiner Entlassung zunächst nach Israel, dann nach London ins Exil. Er lebt mitt­lerweile wieder in Kapstadt und ist nach wie vor Mitglied im ANC, der seit dem Ende der Apartheid die Regierung stellt. Goldberg berät verschiedene Ministerien. Er versteht sich selbst als Kommunist.

2008/29 Ein Gespräch mit Michael Csaszkóczy über Verfassungsschutz, Berufsverbote und »gefährliche autonome Lehrer«

»Das Berufsverbot war ein Fulltime-Job«

Gegen Michael Csaszkóczy wurde 2004 vom Oberschulamt Karlsruhe und 2005 vom hessischen Schulamt Bergstraße ein faktisches Berufverbot verhängt, mit der Begründung, dass er Mitglied der Heidelberger Antifa ist und Zweifel an seiner Verfassungstreue bestünden. Im August 2006 ließ jedoch der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof die Berufung Csasz­kóczys zu, und auch das Darmstädter Verwaltungsgericht hob den Ablehnungsbescheid des Schulamtes auf. Daraufhin wurde Csaszkóczy zu Beginn des nun zu Ende gehenden Schuljahrs 2007/08 eine Stelle an der Realschule in Eberbach angeboten, wo er seitdem unterrichtet.

2008/28 Der tunesische Bürgerrechtler Tarek Ben Hiba im Gespräch über die Mittelmeerunion

»Die Deutschen haben die Mittelmeerunion inhaltsleer gemacht«

Kommenden Sonntag wird in Paris unter dem Vorsitz des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy der Gründungsgipfel der »Uni­on für das Mittelmeer« abgehalten. Der Sitz dieser Union wird vor­aus­sicht­­lich in der tunesischen Hauptstadt Tunis sein. Der aus Tunesien stammende Tarek Ben Hiba ist Mitglied der in Paris ansässigen FTCR und seit 2004 Parlamentsangehöriger der Pariser Region Île-de-France. Er wurde als Parteiloser auf einer offenen Liste der fran­zösischen KP gewählt. Ben Hiba engagiert sich in zahlreichen Initiativen gegen Rassismus, für Bürgerrechte, internationale Solidarität und die Rechte von Einwanderern.

2008/27 Spitou Mendy im Gespräch über die Arbeitsbedingungen von Migranten in den Gewächshäusern von Almería

»Die Tomate aus Marokko ist spanisch«

Spitou Mendy kam 2001 aus dem Senegal nach Spanien und arbeitete in den Gewächs­häusern rund um die Stadt Almería, wo der Großteil der spanischen Gemüseexporte produziert wird. Seit 2007 ist er lokaler Sprecher der »Gewerkschaft der Feld- und Landarbeiter Andalusiens« (SOC). Viele Arbeiter leben unter ärmlichsten Bedingungen in selbst gezimmerten Bretterbuden (chabolas) auf Brachflächen zwischen den Gewächshäusern. Mindestens einmal in der Woche macht die SOC eine Tour durch das Labyrinth der Gewächshäuser, um mit den Arbeitern über ihre Arbeits- und Wohnbedingungen zu reden.

2008/26 Alen Budaj im Gespräch über Fußball, Kriegsverbrecher und den Umgang mit dem Faschismus in Kroatien

»Die Kroaten wissen nicht, was ein Kriegsverbrechen ist«

Vergangene Woche traf die britische Boulevardzeitung The Sun den 95jährigen ehemaligen Ustaša-Offizier und Kriegsverbrecher Milivoj Ašner in der Klagenfurter Innenstadt beim Fußballgucken. Seit dem Jahr 2005 besteht gegen Ašner ein Auslieferungsgesuch von Kroatien an Österreich. Die Auslieferung wird jedoch mit Unterstützung von Jörg Haider und ärztlichen Attesten, die Ašner Demenz bescheinigen, von den österreichischen Behörden verweigert. Alen Budaj ist der kroatische Nazijäger, dessen Untersuchungen 2004 zur Anzeige Ašners in Kroatien führten.

2008/25 Max Müller im Gespräch über seine neue Solo-Platte und seine Band Mutter

»Unser Image ist, dass wir normal sind, und das finde ich gut«

Max Müller ist Sänger und Texter der Berliner Band Mutter. Am 20. Juni erscheint seine neue Solo-Platte »Die Nostalgie ist auch nicht mehr das, was sie früher einmal war«. Nicht nur für Tex Rubinowitz (Cartoonist und Autor) ist Max Müller der »der­zeit größte deutsche Dichter«. Vielen deutschen Musikern von Jochen Distelmeyer (Blumfeld) bis Rocko Schamoni gilt Max Müller als Vorbild für intelligente, deutsch­sprachige Rockmusik. Als »intel­ligente Monumente für emotionale Dumm­heit« beschrieb Diederich Diederichsen einmal die Musik der Band Mutter.

2008/24 Gespräch mit dem Rechtsanwalt Martin Klingner über das neue italienische Urteil im Prozess zum SS-Massaker in Distomo

»Die Regierung wird sich etwas einfallen lassen, um das Urteil zu sabotieren«

Bis heute weigert sich der deutsche Staat, den Überlebenden des Massakers von Distomo, bei dem am 10. Juni 1944 218 Zivilisten von der SS ermordet wurden, Entschädigungen zu zahlen, obwohl das oberste griechische Gericht die Bundesrepublik dazu im Jahre 2000 rechtskräftig verurteilt hat. Am Donnerstag voriger Woche entschied das Kassationsgericht in Rom, dass sich Deutschland in Entschädigungsfragen nicht auf die Staatenimmunität berufen darf, und bestätigte damit das griechische Urteil. Einer der Kläger in Rom war Argyris Sfountouris, der das Massaker von Distomo überlebte. Er wird vom Hamburger Rechtsanwalt Martin Klingner vertreten.

2008/23 Lukas Resetarits aka Kottan im Gespräch über das Wienerische, den Faschismus und »Kottan ermittelt«

»Vom linken deutschen Humor wird man nicht mal depressiv«

Als Major Adolf Kottan aus der österreichischen Krimisatire »Kottan ermittelt« dürfte Lukas Resetarits vielen deutschen Fans bekannt sein. Er ist aber auch einer der bekanntesten politischen Kabarettisten Österreichs und Sänger der Band Kottans Kapelle. Gegen Lukas und seinen Bruder Willi Resetarits, bekannt als »Ostbahn-Kurti«, war 1995 auch eine der Briefbomben der rechtsextremen »Bajuwarischen Befreiungs­armee« gerichtet.