Von Tunis nach Teheran

So wie jede ritualisierte Namensfindung, die nicht im Handgemenge entstanden, sondern einer  behilflichen Werbeagentur entsprungen sein muss, die gekonnt Sozialfiguren eifrig in Szene setzt, ist die Selbstbezeichnung Ex-Muslim befremdlich und erstaunlich zugleich.

Im Nahen Osten leben fast 20 Millionen Menschen als Flüchtlinge oder Binnenvertriebene – alleine in Irakisch-Kurdistan sind es fast zwei Millionen. Eine Aussicht auf Rückkehr besteht für die meisten nicht.

 

Die arabische Großfamilie sitzt unter der Plane, die sie zwischen den UNHCR-Zelten aufgespannt hat. Das Ashti-Camp liegt in einer nach dem Sommer braungelb ausgedörrten Ebene nahe der nordirakischen Metropole Sulaymania. Der Horizont wird begrenzt von baumlosen Bergen, über der trostlosen Landschaft liegt noch jetzt im Spätsommer eine Hitzeglocke.

Heute sind es oft nicht mehr nur die Erlebnisse im so genannten Herkunftsland, sondern es ist die jahrelange Flucht, die Menschen schwer traumatisiert. Besonders Frauen erleben systematischen sexuellen Missbrauch.

Das Magazin Das Lamm erzählt eine exemplarische Geschichte:

Eine Woche vor Abhaltung der Parlamentswahlen für das irakisch-kurdische Parlament in Arbil sind die Straßen der Region förmlich gepflastert mit Wahlplakaten. Dabei spielen Gesichter eine weit größere Rolle als Programme oder Slogans. Auffällig ist dieses Jahr, wie sehr alle Parteien mit ihren weiblichen Kandidaten werben. In Kurdistan, wie im Restirak auch, wurde nach 2003 ein Quotensystem eingeführt. Inzwischen müssen in Arbil mindestens 30% der Abgeordneten Frauen sein.

Jeden Freitag demonstrieren sie nun wieder zu zehntausenden, die Menschen in Idlib und Umgebung. Die Bilder erinnern fast an die Anfänge dessen, was die Syrer ihre Revolution nennen, wären da nicht die vielen türkischen Fahnen.

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Vom Jemen hört man meist, wenn es ums menschliche Elend geht: Cholera, Hunger ... und wenn wieder neue Zahlen vorliegen, wie viel schlimmer es geworden ist. Interessieren tut es nur eigentlich niemanden. Einmal mehr warnt die UN:

Die meisten derjenigen, die die Türkei  verlassen sind junge Menschen, viele von ihnen aus der so genannten „Generation Gezi“. Das zeigen jüngste Daten und Umfragen, die dem Nachrichtenportal Al-Monitor vorliegen. Fast 50% mehr Emigranten, die angaben, aus politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Gründen das Land verlassen zu haben verzeichnete die türkische Statistikbehörde im vergangenen Jahr.

Über die Proteste im Südirak berichtet Birgit Svensson aus Basra:

Die Proteste haben sich mittlerweile auf den gesamten Süden des Landes ausgeweitet. Auch in Bagdad ist die Welle inzwischen angekommen. Doch Basra bleibt die Hochburg, weil es hier besonders schlimm ist.

Der palästinensische Menschenrechtler Bassem Eid, der für seine kritische Haltung bekannt ist, liest Parlamentariern der EU die Leviten und erklärt, warum die BDS-Bewegung den Palästinensern weit mehr schafdet als nützt. Er fordert Europa deshalb auf, seine Unterstützung für BDS umgehend zu beenden:

Friends, the BDS is a movement which is trying to use the Palestinians in order to gain power and money.

.In den Salzburger Nachrichten findet sich ein ganzseitiges Interview mit einem deutschen Nahost-Experten. Das Gespräch ist überaus lehrreich, wenn auch nicht so sehr wegen der gegebenen Antworten, als vielmehr wegen der Fragen, die gestellt werden. „Interesse am Öl und immer wieder Interventionen: Westliches Handeln in Nahost hat Unheil gebracht“, ist vor Beginn des Interviews zu lesen – und dieser programmatischen Feststellung folgt das gesamte Gespräch.

In Istanbul ließ die türkische Regierung gewaltsam Proteste von Arbeitern auf dem neuen Flughafen niederschlagen:

Offener Brief an Herrn Bundespräsidenten Dr. Walter Steinmeier, Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Frau Justizministerin Dr. Katharina Barley und die deutschen Medien

Als Sprecher der oppositionellen Green Party of Iran in Deutschland möchte ich Sie über die Klage-Welle des deutsch-iranischen Wirtschaftslobbyisten, Dawood Nazirizadeh (SPD/IGS/FES), gegen mich wegen angeblicher Verleumdung durch meine kritische Berichterstattung über seine Iran-Machenschaften informieren.

Angeblich haben Russland und die Türkei - Syrer werden, wenn es um ihr Land geht seit langem nicht mehr gefragt - sich über die Einrichtung einer "demilitarisierten Zone" geeinigt, die eine Offensive abwenden könnte. Wie, wie lange und ob dieses Abkommen halten wird, steht, auch das eine Erfahrung aus den letzten Jahren, allerdings in den Sternen. Für die Menschen in Idlib zumindest eine gute Nachricht:

Meine Mutter ist eine Zeitreisende. Bisher hat sie ihren Heimatort nur ein einziges Mal und zwar für die Pilgerfahrt nach Mekka verlassen. Nun ist sie für zehn Tage in Europa und fühlt sich wie in einer Science-Fiction. In ihren Augen ist hier alles aufregend und viel schöner als zu Hause: Die Bäume sind grüner, die Straßen sind sauberer, die Menschen sind sportlicher.

Das Schicksal der Uiguren in China trifft in der sog. islamischen Welt auf wenig Interesse, auch wenn die Volksrepublik Hunderttausende in Umerziehungslagern interniert.

Wie kommt's? Doch nicht etwa weil weder die USA noch Israel involviert sind oder man irgendwelchen Europäern Islamophobie vorwerfen könnte?