Interview

2016/02 Francisco Godinez Galay im Gespräch über die neue Regierung in Argentinien

»Macri regiert autoritär«

Seit Dezember hat Argentinien einen neuen Präsidenten, den marktliberalen Mauricio Macri. Kurz vor der Wahl hatte der frühere Bürgermeister von Buenos Aires versprochen, die Sozialprogramme der linken Vorgängerregierung fortzusetzen, sowie demokratischer und mit weniger Personenkult zu regieren. Doch nun erlässt Macri in der parlamentarischen Sommerpause Präsidialdekrete. Besonders forsch geht der Konservative dabei im Medien- und Telekommunikationssektor vor. Über Meinungsfreiheit und Monopole in Argentinien sprach die Jungle World mit Francisco Godinez Galay. Der Journalist arbeitet für die NGO »Zentrum Öffentlicher Politik für den Sozialismus« und ist dort unter anderem für das Monitoring staatlicher Medienpolitik zuständig.

2016/01 Philipp Gerber im Gespräch über soziale Proteste in Mexiko

»Die Übergriffe auf soziale Bewegungen nehmen zu«

Seit November gibt es in Mexiko erneut heftige Proteste gegen eine bereits 2013 verabschiedete Bildungsreform, an denen sich unter anderem Zehntausende Lehrer­innen und Lehrer beteiligten. Über die Hintergründe des Protests und die politische Lage in Mexiko sprach die Jungle World mit Philipp Gerber. Er lebt in Oacaxa de Juárez im Süden von Mexiko und ist Koordinator des Mexiko-Projekts von Medico International Schweiz.

2015/52 Harald Glöde im Gespräch über Flüchtlingsabwehr in der EU

»Frontex kann nicht reformiert werden«

Vergangene Woche hat die EU-Kommission einen Gesetzentwurf vorgelegt, der vorsieht, die Befugnisse der europäischen Grenzschutzagentur Frontex zu erweitern, die zudem besser ausgerüstet und personell verstärkt werden soll. Über die europäische Flüchtlingsabwehr und die Rolle von Frontex sprach die Jungle World mit Harald Glöde. Er ist Mitbegründer und langjähriger Mitarbeiter der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration (FFM). 2007 gründete er mit anderen die Initiative Borderline Europe – Menschenrechte ohne Grenzen e.V.

2015/50 Weeda Ahmad, Hafiz Tasikh und Mariam Rawi im Gespräch über die afghanische Opposition und die Entwicklung seit dem Ende der Taliban-Herrschaft

»Überall Korruption«

Ende November wurde eine Verlängerung der von der Bundeswehr im Norden des Landes angeführten Nato-Mission in Afghanistan bis 2017 beschlossen. Die Lage ist alles andere als sicher dort, Gewalt ­gegen die Bevölkerung ist an der Tagesordnung. Nicht nur Milizen traditioneller warlords und die Taliban terrorisieren sie, sondern neuerdings auch Banden, die sich dem »Islamischen Staat« (IS) zurechnen. Auch ausländische Soldaten begehen immer wieder Menschenrechtsverletzungen. Trotz der gefährlichen Situation will die Bundesregierung wieder mehr Asylsuchende nach Afghanistan abschieben. Die ­Jungle World sprach mit afghanischen Oppositionellen, die auf einer Vortragsreise in Deutschland waren, über die Zustände in ihrem Land: Weeda Ahmad ist Direktorin der Social Association of Afghan Justice Seekers (SAAJS), die die Verbrechen aufarbeitet, die durch Vertreter vergangener Regime sowie der heutigen Regierung und ausländische Soldaten begangen wurden. Hafiz Rasikh ist im Vorstand der 2004 gegründeten säkularen Solidaritätspartei Afghanistans. Mariam Rawi (Name auf Wunsch geändert) ist Mitglied der Revolutionary Association of the Women of Afghanistan (Rawa).

2015/49 Mariangélica Rojas Gutiérrez im Gespräch über das Friedensabkommen in Kolumbien

»Eine Alternative zum Kriegsdienst«

Die kolumbianische Regierung und die Guerilla Farc verhandeln weiterhin über ein Friedensabkommen. Doch die Ursachen des Konflikts lassen sich dadurch nicht beseitigen. Die Jungle World sprach darüber mit Mariangélica Rojas Gutiérrez. Die 22jährige Soziologiestudentin aus Bogotá ist Mitglied der Organisation Tejuntas Bacatá, die für die Rechte von jungen Menschen eintritt. Sie wirkt außerdem an der Mesa Social para la Paz (Sozialer Tisch für den Frieden) mit, einem Bündnis sozialer und kirchlicher Organisationen und NGOs, das für eine Transformation der Gesellschaft in Kolumbien eintritt. Derzeit ist Rojas Gutiérrez auf einer Rundreise in Europa.

2015/48 Waleed al-Husseini im Gespräch über jihadistischen Hass und Religion

»Der radikale Islam soll verschwinden«

»Blasphémateur! Les prisons d’Allah« (Gotteslästerer! Die Gefängnisse Allahs) lautet der Titel des Buches, das Waleed al-Husseini kurz nach dem Massaker an der Redaktion von Charlie Hebdo im Januar veröffentlichte. Der aus dem Westjordanland stammende Blogger lebt seit 2011 als politischer Flüchtling in Paris. Als Betreiber des ersten arabischen Blogs über Atheismus und Religionskritik wurde er 2010 von der Palästinensischen Autonomiebehörde der Blasphemie beschuldigt und musste elf Monate im Gefängnis verbringen. Mit der Jungle World sprach er über die Reaktionen auf die Anschläge in Paris und die Zukunft der Laizität in Frankreich.

2015/47 Dalia al-Farghal im Gespräch über Diskriminierung von LGBTI in Ägypten

»Verstoß gegen die öffentliche Moral«

In Ägypten hofften Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle (LGBTI) nach dem »Arabischen Frühling« auf Gleichberechtigung in einer demokratischen Gesellschaft. Doch ihre Situation hat sich seitdem eher verschlimmert. Immer wieder werden Schwule verhaftet und in Schauprozessen wegen »Ausschweifungen« zu Haftstrafen verurteilt. Lesben und andere Frauen sind auf der Straße täglich Übergriffen ausgesetzt und LGBTI können wegen der Diskriminierung keine offiziellen Organisationen aufbauen. Im vergangenen Jahr versuchten einige ägyptische LGBTI mit der Kampagne »Solidarity with Egypt LGBT« über Social-Media-Kanäle international auf die Situation aufmerksam zu machen und Unterstützung zu organisieren. Über die Situation in Ägypten sprach die Jungle World mit Dalia al-Farghal, einer der Gründerinnen der Kampagne.

2015/46 Pierre Chopinaud und Saimir Mile im Gespräch über die Lage der Roma in Frankreich

»Wir geben Roma eine Stimme«

Saimir Mile und Pierre Chopinaud betreiben den Blog »La voix des Rroms« (Die Stimme der Roma) über die Situation der Minderheit in Frankreich. Ihr Engagement gilt vor allem der Aufklärung, doch sie wollen Roma auch Mut machen, für ihre Rechte zu kämpfen. Mit der Jungle World sprachen die beiden über ihre Arbeit und die Lage der Roma in Frankreich.

2015/45 Nick Ut im Gespräch über sein berühmtes Foto aus dem Vietnamkrieg

»Ich will ein Bild, das eine Geschichte erzählt«

Es ist unmöglich, mit Nick Ut zu sprechen und ihn nicht nach seinem berühmten Bild aus dem Vietnamkrieg zu fragen: »Der Schrecken des Krieges«, auch bekannt unter dem Titel »das Napalmmädchen«. Das Foto der damals neunjährigen Phan Thi Kim Phúc, die im Juni 1972 nach einem südvietnamesischen Napalmangriff nackt und mit starken Verbrennungen an Rücken und Armen über den Highway 1 läuft, ist eines der bekanntesten Bilder des 20. Jahrhunderts. Heute, mehr als 40 Jahre später, lebt Ut, der 1951 unter dem Namen Huynh Công Út in Vietnam geboren wurde, in Los Angeles. Noch immer arbeitet er für AP. Sein Archiv umfasst Fotografien von Flüchtlingen in Kambodscha, Laos und Vietnam, aber auch Porträts von Michael Jackson, Liz Taylor, Paris Hilton und vielen Politikern. Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung »Mediating War« in der Galerie Sprechsaal in Berlin (noch bis zum 28. November) spricht er über das berühmte Bild, die Freiheiten bei der Kriegsberichterstattung und seine heutige Arbeit in Kalifornien.

2015/44 Dina Meza im Gespräch über die »Empörten« von Honduras

»Honduras ist ein Land ohne Justiz«

Eine Korruptionsaffäre erschüttert seit Monaten die Regierung in Honduras unter Präsident Juan Orlando Hernández. Insgesamt geht es um umgerechnet fast 300 Millionen Euro, die aus den staatlichen Sozialversicherungsfonds abgezweigt worden sein sollen. Der Präsident gab im Juni zu, dass seine konservative Nationalpartei (PNH) veruntreutes Geld angenommen habe. Mehrere Verdächtige wurden mittlerweile verhaftet, fast jede Woche wird Anklage gegen weitere involvierte Politikerinnen und Politiker erhoben. Die Regierung geht derweil weiter repressiv gegen kritische Journalisten und soziale Bewegungen vor. Die Jungle World sprach über die Lage in Honduras mit Dina Meza. Die Journalistin und Menschenrechtlerin lebt in Tegucigalpa und wird von den Internationalen Friedensbrigaden begleitet, weil sie immer wieder bedroht wird. 2013 musste sie für ein paar Monate ins Ausland fliehen, wo sie an der Universität von York an einem Schutzprogramm teilnahm. Seitdem berät sie auch andere bedrohte Personen in Honduras.