Interview

2014/01 Esther Webman im Gespräch über negative Folgen der arabischen Revolten

»Ich sehe im Moment keinen Ausweg«

Die vom »arabischen Frühling« geweckten Hoffnungen haben sich bislang nicht erfüllt, teilweise kamen Islamisten an die Macht. Dr. Esther Webman forscht am Dayan-Zentrum für Nahost- und Afrika-Studien und am Stephen Roth Institute an der Universität Tel Aviv zu Antisemitismus und Rassismus. Ihre Arbeit legt den Fokus auf moderne islamische Bewegungen, das muslimisch-jüdische Verhältnis und arabischen Antisemitismus sowie die arabische Wahrnehmung des Holocaust. Mit ihr sprach die Jungle World über die Folgen und Probleme der arabischen Revolten und über antisemitische Tendenzen.

2013/51 Angela Davis im Gespräch über Feminismus, Gefängniskritik und Diversity

»Emanzipation wird erst in der Praxis denkbar«

Angela Davis ist emeritierte Professorin der University of California, Santa Cruz, und eine Wegbereiterin der kritischen Analyse von ineinandergreifenden Formen sozialer Ungleichheit entlang von race, class und gender. Sie studierte bei Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Herbert Marcuse und war in der Schwarzen Befreiungsbewegung aktiv. Weltweit bekannt wurde sie als politische Gefangene und als radikale Gefängniskritikerin. Anlässlich der Einrichtung einer nach ihr benannten Gastprofessur für internationale Gender- und Diversity-Studies an der Goethe-Universität Frankfurt sprach die Jungle World mit ihr über den Prison Industrial Complex (in etwa »gefängnisindustrieller Komplex«), Feminismus und die Möglichkeiten von Diversity als machtkritischem Analyserahmen.
2013/50 Rui Tavares, Gründer der linken portugiesischen Partei »Livre«

»Hier gibt es nichts zu feiern«

Portugal bekommt seit 2011 Finanzhilfen aus dem »Europäischen Rettungsschirm«. Die konservative Regierung wird dafür gelobt, die Vorgaben der sogenannten Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds vorbildlich umzusetzen. Doch gegen die Austeriätsmaßnahmen gibt es immer wieder Proteste. Vor kurzem wurde die neue linke Partei »Livre« gegründet. Die Jungle World sprach mit Rui Tavares, einem ihrer Gründer, über deren Ziele und die Chancen für linke Politik in Portugal. Tavares ist seit 2009 Abgeordneter des Europäischen Parlaments.

2013/49 Alaya Allani im Gespräch über Jihadismus in Tunesien

»Al-Nahda steht dem salafistischen Denken nahe«

Im Verlauf dieses Jahres haben sich in Tunesien die Attacken salafistisch-jihadistischer Gruppen gehäuft, zunächst in Grenzregionen, dann auch im Innern des Landes und in den Städten. In der vorvergangenen Woche begann die Armee nach Angaben aus Regierungskreisen Bergregionen nahe der algerischen Grenze mit schwerer Artillerie zu bombadieren. Die jihadistischen Angriffe tragen zu den politischen Spannungen zwischen der islamistischen Partei al-Nahda und der eher säkularen Opposition bei. Über die Entwicklung des Jihadismus in Tunesien seit dem Sturz des autoritären Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali sprach die Jungle World mit Alaya Allani, Professor für zeitgenössische Geschichte an der Universität von Manouba und international bekannter Forscher über den Islamismus im Maghreb.

2013/47 Ferenc Gyurcsány im Gespräch über Nationalismus und die anstehenden Parlamentswahlen in Ungarn

»Orbán ist kein Mann der Demokratie«

In Ungarn finden im Frühjahr 2014 die Parlamentswahlen und die für das Europaparlament statt. Die Jungle World sprach mit Ferenc Gyurcsány über die Chancen der ungarischen Opposition und nationalistische Tendenzen in Ungarn. Gyurcsány, geb. 1961, war Funktionär des kommunistischen Jugendverbandes und wurde nach der Wende erfolgreicher Geschäftsmann. Von 2004 bis 2009 war er Ministerpräsident Ungarns und von 2007 bis 2009 Vorsitzender der Sozialistischen Partei (MSZP). Im Oktober 2011 gründete er mit neun anderen Parlamentsabgeordneten die Demokartische Koalition (DK), deren Vorsitzender er ist.

2013/46 Ingo Stützle im Gespräch über Austerität als politisches Projekt

»Keynesianismus ist nicht unbedingt links«

Die Austeritätspolitik in der EU wird oft als alternativlos dargestellt. Viele Linke er­hoffen hingegen vom Keynesianismus ein besseres Leben. Die Jungle World sprach mit dem Politikwissenschaftler und Publizisten Ingo Stützle über die Euro-Krise, Austerität und den Keynesianismus. Diesen Herbst erschien Stützles Studie »Austeri­tät als politisches Projekt« (Westfälisches Dampfboot).

2013/45 Undine de Rivière im Gespräch über Sexarbeit und den Appell gegen Prostitution der Zeitschrift Emma

»Wir brauchen Rechte«

Die feministische Zeitschrift Emma hat einen »Appell gegen Prostitution« veröffentlicht. Die prominenten Unterzeichnerinnen und Unterzeichner wollen Prostitution abschaffen und Frauenhandel stärker bekämpfen. Nun halten Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter mit einem »Appell für Prosti­tution« dagegen. Sie haben vor kurzem den »Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen« gegründet. Die Jungle World sprach mit Undine de Rivière über die Kritik am Appell von Emma und die Arbeitsbedingungen in der Sexarbeit. De ­Rivière ist Sprecherin des Verbandes und betreibt ein SM-Studio in Hamburg.

2013/44 Massi Mrowat im Gespräch über sein Leben als Schauspieler in Afghanistan und Deutschland

»Das größte Problem ist Unsicherheit«

Massi Mrowat ist 19, kommt aus Afghanistan und lebt seit drei Jahren mit seiner Familie in Berlin, wo er dieses Jahr sein Abitur gemacht hat. Seit seinem Schauspieldebüt in dem Film »Stein der Geduld«, nach dem gleichnamigen Roman von Atiq Ra­himi, der ihn auch selbst verfilmt hat, wird Mrowat in Afghanistan mit dem Tode bedroht und hat in Deutschland einen Antrag auf Asyl gestellt. Mrowat träumt davon, nach seinem Studium die politische Situation in Afghanistan zu verbessern. Mit ihm sprach die Jungle World über die Reaktionen auf den Film und seine Erfahrungen in Afghanistan und Deutschland.

2013/43 Matthew Levitt im Gespräch über die Hizbollah in Syrien

»Die Hizbollah bleibt gefährlich«

Mit ihrem Einsatz in Syrien scheint die schiitische Miliz Hizbollah mehr Feindschaft auf sich zu ziehen. Matthew Levitt ist ein US-amerikanischer Islamismus-Experte am Washington Institute for Near East Policy und Leiter des dortigen Programms für Terrorismusbekämpfung und Geheimdienste. Zuvor arbeitete er unter anderem als Be­rater für das Außenministerium der USA. Er ist Autor mehrerer Bücher. In seinem gerade erschienenen Buch »Hezbollah: The Global Footprint of Lebanon’s Party of God« (Georgetown University Press) gibt Levitt ein umfassendes Bild der weltweiten Aktivitäten der Hizbollah. Mit ihm sprach die Jungle World über die Terrororganisation und von ihr derzeit ausgehende Gefahren.

2013/42 Charles Margue im Gespräch über die Diskussion über das Ausländerwahlrecht in Luxemburg

»Es ist fraglich, ob man noch von Demokratie reden kann«

Am 20. Oktober wird in Luxemburg ein neues Parlament gewählt. Rund 45 Prozent der über eine halbe Million Menschen zählenden Bevölkerung Luxemburgs gelten als »Ausländerinnen und Ausländer«. Der Verfassung gemäß dürfen sie nicht wählen, doch dagegen gibt es Proteste. Charles Margue ist einer von zwei Direktoren des unabhängigen Luxemburger Meinungs­forschungsinstituts TNS/ILRES. Der Soziologe setzt sich für ein uneingeschränktes Wahlrecht ein.