Achse des Terrors
Der Nahe Osten ist ein schwieriges Pflaster für Optimisten, aber eine solche Konjunktur apokalyptischer Erwartungen wie derzeit hat es selten gegeben. Vor dem großen Krieg im Gefolge des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober warnen praktisch alle, ob US-Außenminister Antony Blinken oder die iranische Führung. Das Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA) der Vereinten Nationen mahnt, seit dem Jahr ihrer Gründung, 1991, sei die Lage im Nahen Osten »nie schlimmer gewesen«. Das OCHA benennt vier regionale Katastrophengebiete – Jemen, Syrien, Libanon und den Gaza-Streifen –, für die die verfügbaren Hilfsressourcen schon jetzt nicht mehr ausreichen.
Die Verbindung zwischen den genannten humanitären Katastrophengebieten ist augenfällig: Sie bilden die Haupteinflusszone der Islamischen Republik Iran und ihre Aufmarschgebiete gegen Israel. Nur der Irak fehlt in der Aufzählung, aber eine Ausweitung und Intensivierung der militärischen Auseinandersetzungen in der Region könnte auch dieses Land wieder in Chaos und Elend stürzen. An der Seite der Islamischen Republik zu stehen, ist offenbar ein effektives Rezept, um Zukunftsaussichten zu ruinieren.
Der Iran braucht den israelisch-palästinensischen Konflikt, und er braucht Krisenzonen, in denen seine Verbündeten und von ihm abhängige Milizen agieren können.
Der Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober hat das Potential, die Verhältnisse im Nahen Osten insgesamt ins Rutschen zu bringen. Der Möglichkeit eines verheerenden, die ganze Region umfassenden Krieges steht perspektivisch die einer grundsätzlichen Neuordnung der palästinensischen Verhältnisse gegenüber. Beide Varianten wären für die Islamische Republik desaströs. Was wäre eine iranische »Achse des Widerstands«, die sich ideologisch und propagandistisch auf die Bekämpfung Israels fixiert hat, ohne palästinensischen Klienten?
Noch kein Abonnement?
Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::