Interview

2012/41 Gertrud Selzer im Gespräch über das 30jährige Bestehen der Gruppe Aktion 3. Welt Saar

»Zu lange geschwiegen«

Wenn eine linke Gruppe ein Jubiläum feiert, gratulieren zumeist nur die üblichen Verdächtigen. Zum 30jährigen Bestehen der Aktion 3. Welt Saar trafen jedoch unter anderem auch Grußworte von der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), der Milchbäuerin Alice Endres und Mark Indig, dem Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Trier, ein. Denn ungewöhnlich ist nicht nur das lange Bestehen der Gruppe in der Provinz. Vor allem mit ihren Stellungnahmen gegen den Islamismus hat die Aktion 3. Welt Saar überregional Aufsehen erregt. Jungle World sprach mit dem Gründungsmitglied Gertrud Selzer.

2012/40 Jochen Berking im Gespräch über die Lage der Angestellten in den Jobcentern

»Den Dialog suchen«

Als am Mittwoch voriger Woche die Nachricht die Runde machte, dass in einem Jobcenter im nordrhein-westfälischen Neuss ein »Kunde« eine Arbeitsvermittlerin niedergestochen und dabei tödlich verletzt hatte, war allerorten der Schock groß. Dabei sind gewalttätige Vorfälle in Jobcentern nicht eben eine Seltenheit – nur wird diesen für gewöhnlich genauso wenig Aufmerksamkeit geschenkt wie den Motiven der Täter oder den ökonomischen und politischen Hintergründen solcher Taten. Ein Thema, das bisher allerdings mindestens ebenso stark vernachlässigt wurde, ist die Situation der Angestellten der Jobcenter selbst. Die Jungle World sprach mit Jochen Berking, Bereichsleiter im Fachbereich Sozialversicherung bei der Gewerkschaft Verdi und zuständig für die Angestellten in den Jobcentern.

2012/39 Panagiotis Sotiris im Gespräch über die Veränderungen in der griechischen Gesellschaft und die Notwendigkeit des greek exit

»Der EU geht es nicht um die Schulden«

Mit dem neuen Sparpaket sollen in Griechenland in den nächsten zwei Jahren 11,5 Milliarden Euro eingespart werden. Die Folgen für die griechische Gesellschaft werden verheerend sein. Der Soziologe Panagiotis Sotiris von Antarsya (»Koalition der antikapitalistischen Linke für den Umsturz«) über die Notwendigkeit, die Euro-Zone zu verlassen.

2012/37 Waseem Haddad im Gespräch über die Rolle der Religion im syrischen Konflikt

»Ich bin nicht so optimistisch.«

Der Krieg in Syrien hat bereits mehr als 26 000 Menschen das Leben gekostet. Über seine religiösen Aspekte sprach die Jungle World mit Waseem Haddad. Der Syrer ist seit März 2009 Assistent am Lehrstuhl für Religionswissenschaft der Evangelischen Fakultät der Universität Wien. Einer der Schwerpunkte seiner Arbeit ist der christlich-muslimische Dialog.

2012/36 Diana Sacayán im Gespräch über das Gesetz zur Geschlechtsidentität in Argentinien

»Außerhalb von Buenos Aires ist es ziemlich hart«

Im Mai dieses Jahres wurde in Argentinien ein weltweit einzigartiges Gesetz zur Geschlechtsidentität verabschiedet, das es Personen erlaubt, ihr selbstgewähltes Geschlecht ohne langwierige Prozeduren ­offiziell anerkennen zu lassen (Jungle World 21/2012). Die Jungle World sprach mit Diana Sacayán über die Bedeutung dieses Gesetzes und die gesellschaftliche Akzeptanz von Transpersonen in Argentinien. Sie ist Repräsentantin der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Asso­ciation (ILGA) für den Cono Sur.

2012/35 Ricardo Vargas im Gespräch über den Drogenkrieg in Lateinamerika

»Das Blatt ist überaus nährstoffreich«

Im »Krieg gegen die Drogen« sterben in Lateinamerika Tausende Menschen und die Polizei beschlagnahmt fast wöchentlich Tonnen von Kokain. Ist die internationale Drogenpolitik gescheitert? Die Jungle World sprach mit Ricardo Vargas über die Entwicklung der Kartelle und die Probleme der herrschenden Drogenbekämpfungsstrategie. Der Soziologe ist Drogenexperte des gemeinnützigen Netzwerks Acción Andina in Bogotá und des in Amsterdam ansässigen Think Tanks Transnational Institute. Er lebt in Bogotá.

2012/34 Miguel Sanz Alcántara im Gespräch über direkte Aktionen gegen die Krisenpolitik in Spanien

»Die Bewegung ist schwächer, aber inhaltlich schärfer«

Mitglieder der andalusischen Gewerkschaft Sindicato de Trabajadores (SAT) machten vor kurzem durch die Aneignung von Lebensmitteln in spanischen Supermärkten und Besetzungen von brachliegendem Land international auf sich aufmerksam (Jungle World 33/2012). Die Jungle World sprach mit Miguel Sanz Alcántara über die Reaktionen auf die Aktionen und über gewerkschaftliche Organisierung in Spanien und Europa. Er ist Koordinator der SAT in Sevilla.

2012/33 Slutwalk Berlin im Gespräch über internen Streit, Provokation und Feminismus in Deutschland

»Wir werden wütend«

Im April 2011 veranstalteten feministische Gruppen im kanadischen Toronto den ersten »Slutwalk«. Dort wurde dagegen demonstriert, Frauen aufgrund ihres Kleidungsstils die Schuld für sexuelle Übergriffe zu geben. Es entstand eine weltweite Slutwalk-Bewegung, die sich gegen sexu­alisierte Gewalt und für körperliche und sexuelle Selbstbestimmung ausspricht. Allerdings gab es innerhalb der queer-feministischen Szene auch Kontroversen um verwendete Begriffe und die politische Ausrichtung der Slutwalks. Der nächste Slutwalk in Berlin soll am 15. September stattfinden. Die Jungle World sprach mit Milka und Nina aus dem Organisationsteam über den Stand der Debatte und der Vorbereitungen.

KAnak Attak
2012/32 Vassilis Tsianos, Migrationssoziologe, im Gespräch über die Debatte um Critical Whiteness und linken Rassismus

»Die deutsche Linke wurde längst migrantisiert«

Eine stark identitätspolitische Auslegung der Theorie der »Critical Whiteness« spaltet die antirassistische Szene. Die Jungle World sprach mit Vassilis Tsianos über deutschen Rassismus und Identitätspolitik. 1998 gehörte er zu den Gründern von Kanak Attak. Das Kollektiv wollte »einer breiten Öffentlichkeit ohne Anbiederung und Konformismus eine neue Haltung von Kanaken (Menschen) aller Generationen vermitteln« und lehnte jegliche Identitätspolitik auf Grundlage ethnologischer Zuschreibungen ab.
2012/31 Sabine Reiner im Gespräch über Frauen- und Geschlechtspolitik in Zeiten der Krise

»So fährt Europa gegen die Wand«

»Rettungsschirme« und Sparmaßnahmen, Proteste und Generalstreiks – nichts hilft. Ein Ende der Eurokrise ist nicht in Sicht. Die Jungle World sprach mit Dr. Sabine Reiner über die gegenwärtige Problemlage, die Folgen für die Beschäftigten und dabei geltende geschlechtsspezifische Unterschiede sowie mögliche Auswege aus der Krise. Reiner arbeitet seit 2002 als Politikwissenschaftlerin und Volkswirtin in der Bundesverwaltung von Verdi im Bereich Wirtschaftspolitik.