Punk ist widersprüchlich und vieles zugleich. Deswegen lässt sich nicht eindeutig sagen, was er ist und was nicht und auch nicht, ob er noch lebt oder schon tot ist.
Punkmusik speiste sich schon immer aus verschiedensten Einflüssen und reagierte auf sich verändernde gesellschaftliche Verhältnisse. Umso absurder sind vermeintliche Punk-Puristen, die der Szene ihrer Jugend hinterher trauern und ihre Deutungshoheit nicht aufgeben wollen.
Der Dokumentarfilm »Einfach machen!« erzählt die Geschichte dreier deutschsprachiger Punkbands, die aus Frauen bestanden. Dabei mystifiziert er weder die Bands als irgendwie »weiblich«, noch wird unterschlagen, wie schwer es für Frauen sein konnte, Musik zu machen.
Punk ist destruktiv und richtet sich gegen Autoritäten und das Selbst einengende Strukturen. Mit den Freiheitsvorstellungen des Neoliberalismus hat das jedoch nichts zu tun, vielmehr geht es um das Ausdrücken von Unzufriedenheit, Scheitern und Kaputtheit.
Das neue Album von Acht Eimer Hühnerherzen heißt »Lieder«, und davon finden sich auf der Platte ganze 14 Stück. Mit der »Jungle World« sprach die Band über ostdeutsche Sozialisation, darüber, ob Streit gut oder schlecht ist, und was Punk heute noch kann – und was nicht.
Die Frage, ob Punk nun tot ist oder weiterlebt, geht an seinem Wesen vorbei. Punk ist quasi unsterblich geworden, weil er ständige neu Ausformungen bildet, während alte absterben.
Entgegen vielen Behauptungen ist Punk lebendiger als gedacht. Seine destruktive Kraft macht ihn bis heute einflussreich, weil er Platz für Neues schaffte. Als kulturelle Strömung ebnete er der Postmoderne und dem Neoliberalismus den Weg.
Der nie zu enden scheinende Verfall von Punk zeigt sich immer wieder auch darin, dass Punk positiv umgedeutet und sein destruktiver Kern beseitigt werden soll. So kann er sogar pädagogisch wertvoll sein.
Punk ist schon lange dahingeschieden und wirkt doch so, als ob er die ewige Jugend besäße. Denn der Polit-Punk, der aus der Erbmasse des ursprünglichen entstand, findet heute noch Anhänger vorwiegend in der kulturindustriellen Peripherie. Unbedingt Hörenswertes kommt dabei jedoch nicht zustande.
Eine Vernissage erinnerte vergangene Woche an das Autonome Zentrum in Freiburg, das 1985 aus nie geklärter Ursache abbrannte. Ein paar Jahre lang war es in der Stadt der wichtigste Ort für Punk und Politik.
1984 gründeten sich die Goldenen Zitronen, jetzt feiern sie ihren 40. Geburtstag mit der Werkschau »Inventur«. Anhand von deren 44 Songs kann man nicht nur den Weg der Band vom Fun-Punk zum Anti-Rock nachvollziehen, sondern bekommt auch ein Gespür für das, was die Goldenen Zitronen immer getan haben: die hiesige Linke ästhetisch herausfordern.
Suicide waren die erste Band, die ihre Musik selbst mit dem Wort Punk beschrieb. Musikalisch hatte ihr provozierendes Gesamtkonzept, bei dem Drumcomputer und Synthesizer zum Einsatz kamen und es weder Gitarren noch Schlagzeug gab, wenig mit dem gemeinsam, worauf Punk im Nachhinein reduziert wurde.