Interview

Gruner + Jahr Verlagsgebäude
2023/09 Hauke Hell, Mitglied der Betriebsgruppe von Verdi bei Gruner und Jahr, über die geplanten Entlassungen und den Medienmarkt

»Derzeit herrschen Wut und Empörung vor«

Der Zeitschriftenverlag Gruner und Jahr, der zu RTL Deutschland gehört, hat angekündigt, 23 Zeitschriften aus dem Print-Programm einzustellen und weitere zu verkaufen. Dabei werden auch mindestens 700 Beschäftigte ihre Arbeit verlieren. Die Jungle World sprach mit Hauke Hell über die Kürzungspläne und die Stimmung unter den Beschäftigten.
Saber Jaihoon
2023/06 Saber Jaihoon, Menschenrechtler, über die Unterdrückung in Afghanistan

»Die Taliban töten und die Welt schaut weg«

Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 mussten viele Afghaninnen und Afghanen untertauchen. Zu ihnen gehört der 34jährige Schulmanager und Menschenrechtler Saber Jaihoon, sein Name wurde aus Sicherheitsgründen geändert. Er spricht über die Verdrängung der Frauen aus dem öffentlichen Leben, die Verfolgung von Minderheiten und Versuche, Widerstand zu leisten.
Frauen posieren an einer brennenden Barrikade
2023/02 Bijan Baharan*, iranischer Exiloppositioneller, über die anhaltenden Proteste im Iran

»Der Bewegung fehlt eine kohärente Führung«

Bijan Baharan opponierte in den 1970er Jahren gegen die Schah-Diktatur und setzte sich nach der Revolution von 1979 weiter für Demokratie und Sozialismus und gegen das islamische Regime ein. Mit der Jungle World sprach er über die Zukunft der Proteste im Iran.
Georgij Kasianow
2022/51 Georgij Kasianow, Historiker, über die Einstufung der Hungerkatastrophe in der Ukraine 1932 und 1933 als Genozid

»Das aufrichtigste Gedenken an die Opfer kommt von unten«

Der Begriff Holodomor (Ukrainisch für »Tötung durch Hunger«) ­bezeichnet die vom sowjetischen Diktator Josef Stalin gezielt eingesetzte Hungersnot in den Jahren 1932 und 1933 in der Ukrainischen Sozialis­tischen Sowjetrepublik. Um ihr Industrialisierungsprogramm zu finanzieren und ihre Macht in der Sowjetrepublik zu festigen, zwangskollek­tivierten die Bolschewiki die Landwirtschaft, legten der Bauernschaft unerfüllbar hohe Abgabequoten auf, bei deren Nichter­füllung sie ihnen Vorräte und Saatgut entzogen, und hinderten sie mit Gewalt an der Flucht in die Städte. Es starben rund vier Millionen Menschen. Seit 1991 kämpft die Ukraine für die internationale Anerkennung der Hungersnot als Völkermord. Der Bundestag hat Ende November mehrheitlich für den von den Regierungsfraktionen und der Fraktion der CDU/CSU eingereichten Antrag gestimmt, den Holo­domor als Genozid einzustufen.
Margit Mayer
2022/48 Margit Mayer, Politikwissenschaftlerin, über die Krise linker Strömungen in den USA

»Ohne Druck von der Straße geht es nicht«

Nach Bernie Sanders' überraschend gutem Abschneiden im Vorwahlkampf 2016 waren Linke in den USA im Aufwind. Die Democratic Socialists of America (DSA) haben ihre Mitgliedszahl vervielfacht, linke Kandidatinnen wie Alexandria Ocasio-Cortetz wurden ins Parlament gewählt, und 2020 kam es unter dem Banner "Black Lives Matter" zu enormen Straßenprotesten. Doch wenn man genau hinschaut, ist die Bilanz eher ernüchternd. Ein Gespräch mit Margit Mayer, Politikwissenschaftlerin und Autorin von "Die US-Linke und die Demokratische Partei".
Caren Lay
2022/44 Caren Lay, wohnungspolitische Sprecherin der Linkspartei im Bundestag über die Probleme auf dem Wohnungsmarkt

»Die Bundesebene ist für viele Mieter und die Mieten­bewegung sehr weit weg«

Caren Lay war seit 2004 Mitglied des sächsischen Landtags, seit 2009 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Bereits 2011 forderte Lay als Bundesgeschäftsführerin der Partei »Die Linke« eine wohnungs- und mietenpolitische Intervention des Gesetzgebers. Seit 2016 ist sie Sprecherin für Mieten-, Bau- und Wohnungspolitik sowie für Clubpolitik der Bundesfraktion von »Die Linke«. Lay ist Soziologin mit den Studienschwerpunkten Politikwissenschaft und Frauenforschung, sie studierte in Marburg, Frankfurt am Main, Pennsylvania (USA) sowie Berlin und hat sich in der Friedens-, Frauen- und Umweltbewegung engagiert. In ihrem kürzlich erschienenen Buch »Wohnopoly« beschreibt sie Ursachen und Folgen der Immobilienspekulation.
Massenhochzeit der Vereinigungskirche im südkoreanischen Gapyeong
2022/43 Ein Gespräch mit dem Forscher und Autor Jeffrey J. Hall über das Attentat auf Shinzō Abe, die Moon-Sekte und ihre Rolle in der japanischen Politik

Jungle+ Artikel »Der religiöse Einfluss war lange tabuisiert«

Anfang Juli wurde der ehemalige japanische Ministerpräsident Shinzō Abe während eines Wahlkampfauftritts mit einem selbstgebauten Gewehr erschossen. Der 41jährige Schütze Tetsuya Yamagami soll aus Groll über die Verbindungen von Abe und der Regierungspartei LDP zur sogenannten Vereinigungskirche gehandelt, aber eigentlich den Anführer dieser auch als Moon-Sekte bekannten religiösen Gruppe zum Ziel gehabt haben. In der japanischen Öffentlichkeit gibt es viel Verständnis für den Schützen und seine Lebenssituation.
Feuer, Rauchwolken und Häuser im Dunklen
2022/42 Ein Gespräch mit der aus dem Iran stammenden US-amerikanischen Journalistin Masih Alinejad über die anhaltenden Proteste gegen das Regime

»Fällt das Kopftuch, fällt die Islamische Republik«

Auf den Straßen iranischer Städte verbrennen Frauen ihre Kopftücher - ein Kampf gegen die wichtigste Säule der Diktatur. Die anhaltenden Proteste seien der Anfang vom Ende des Regimes, sagt Masih Alinejad. Nach einer Festnahme verließ die 2009 den Iran, 2014 gründete sie die Facebook-Seite »My Stealthy Freedom«, auf der unverschleierte iranische Frauen Fotos von sich teilen.